TY - JOUR
T1 - Welche Bedeutung hat die Immuntherapie beim metastasierten Nierenzellkarzinom nach Einführung der neuen Target-Substanzen in Deutschland: Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage der DGFIT
AU - Siebels, M.
AU - Staehler, M.
AU - Hegele, A.
AU - Varga, Z.
AU - Oberneder, R.
AU - Doehn, C.
AU - Heinzer, H.
PY - 2010/3/30
Y1 - 2010/3/30
N2 - Einleitung: Bisher wurde das metastasierte Nierenzellkarzinom (mNZK) in Deutschland durch die Gabe von Interleukin-2 (IL-2), Interferon-alfa (IFN) als Mono- / Kombitherapie ohne und mit Chemotherapeutika behandelt. Seit 2005 wurden verschiedene neue Substanzen (Target Drugs) zur Therapie des mNZK zugelassen. Vor diesem Hintergrund überprüften wir den derzeitigen praktizierten Therapiestandard in Deutschland. Methoden: Durch eine repräsentative Telefonbefragung (GFK-Nürnberg im Auftrag der DGFIT) wurden A: niedergelassene Urologen (n = 40), B: niedergelassene Onkologen (n = 40), C: Klinikurologen (n = 35) und D: Klinikonkologen (n = 35) zu ihrer Therapie des mNZK befragt. Screeningkriterien waren 1. Zuständigkeit für die Therapieeinstellung beim mNZK; 2. Therapie von mindestens 10 Patienten mit dieser Erkrankung pro Jahr. Ergebnisse: Patientenzahl / Jahr: A: n = 19, B: n = 17, C: n = 43, D: n = 21. 98 % aller Patienten mit mNZK wurden therapiert: A: häufigste Therapieform Sunitinib (43 %, 42 %, 33 % – Erst- bis Drittlinientherapie), B: häufigste Therapieform Sunitinib (45 % – Erstlinie, 37 % – Zweitlinie), häufigste Drittlinientherapie Sorafenib (35 %); C: häufigste Therapieform Sorafenib und Sunitinib (Erstlinie 26 % vs. 27 %, Zweitlinie 46 % vs. 42 %), in der Drittlinientherapie zusätzlich Temsirolimus 24 %; D: primär Sorafenib und Sunitinib (Erstlinie 33 % vs. 40 %, Zweitlinie 46 % vs. 42 %), in der Drittlinientherapie zusätzlich Temsirolimus 23 %. Die Immuntherapie (IL-2, IFN mit / ohne Chemotherapie) spielt bei A–D in der Zweit- und Drittlinientherapie mit weniger als 10 % keine Rolle. Dagegen werden in der Erstlinientherapie weiterhin Immuntherapeutika verwendet: A: 25 %, B: 37 %, C: 33 %, D: 16 %. Wichtigste Therapieauswahlkriterien bei A–D waren Effektivität, Toxizität und Zulassungsstatus. Schlussfolgerungen: Die meisten Patienten mit mNZK werden von Klinikurologen „gesehen“. Sunitinib mit Schwerpunkt Erstlinien- und Sorafenib mit Schwerpunkt Zweitlinientherapie sind derzeit die dominierenden Substanzen. Temsirolimus hat den Therapiestatus Drittlinientherapie (neben Sunitinib / Sorafenib). Die Therapie des mNZK wird mehr und mehr von Onkologen und weniger von Urologen durchgeführt.
AB - Einleitung: Bisher wurde das metastasierte Nierenzellkarzinom (mNZK) in Deutschland durch die Gabe von Interleukin-2 (IL-2), Interferon-alfa (IFN) als Mono- / Kombitherapie ohne und mit Chemotherapeutika behandelt. Seit 2005 wurden verschiedene neue Substanzen (Target Drugs) zur Therapie des mNZK zugelassen. Vor diesem Hintergrund überprüften wir den derzeitigen praktizierten Therapiestandard in Deutschland. Methoden: Durch eine repräsentative Telefonbefragung (GFK-Nürnberg im Auftrag der DGFIT) wurden A: niedergelassene Urologen (n = 40), B: niedergelassene Onkologen (n = 40), C: Klinikurologen (n = 35) und D: Klinikonkologen (n = 35) zu ihrer Therapie des mNZK befragt. Screeningkriterien waren 1. Zuständigkeit für die Therapieeinstellung beim mNZK; 2. Therapie von mindestens 10 Patienten mit dieser Erkrankung pro Jahr. Ergebnisse: Patientenzahl / Jahr: A: n = 19, B: n = 17, C: n = 43, D: n = 21. 98 % aller Patienten mit mNZK wurden therapiert: A: häufigste Therapieform Sunitinib (43 %, 42 %, 33 % – Erst- bis Drittlinientherapie), B: häufigste Therapieform Sunitinib (45 % – Erstlinie, 37 % – Zweitlinie), häufigste Drittlinientherapie Sorafenib (35 %); C: häufigste Therapieform Sorafenib und Sunitinib (Erstlinie 26 % vs. 27 %, Zweitlinie 46 % vs. 42 %), in der Drittlinientherapie zusätzlich Temsirolimus 24 %; D: primär Sorafenib und Sunitinib (Erstlinie 33 % vs. 40 %, Zweitlinie 46 % vs. 42 %), in der Drittlinientherapie zusätzlich Temsirolimus 23 %. Die Immuntherapie (IL-2, IFN mit / ohne Chemotherapie) spielt bei A–D in der Zweit- und Drittlinientherapie mit weniger als 10 % keine Rolle. Dagegen werden in der Erstlinientherapie weiterhin Immuntherapeutika verwendet: A: 25 %, B: 37 %, C: 33 %, D: 16 %. Wichtigste Therapieauswahlkriterien bei A–D waren Effektivität, Toxizität und Zulassungsstatus. Schlussfolgerungen: Die meisten Patienten mit mNZK werden von Klinikurologen „gesehen“. Sunitinib mit Schwerpunkt Erstlinien- und Sorafenib mit Schwerpunkt Zweitlinientherapie sind derzeit die dominierenden Substanzen. Temsirolimus hat den Therapiestatus Drittlinientherapie (neben Sunitinib / Sorafenib). Die Therapie des mNZK wird mehr und mehr von Onkologen und weniger von Urologen durchgeführt.
UR - http://www.scopus.com/inward/record.url?scp=77949891213&partnerID=8YFLogxK
U2 - 10.1055/s-0029-1224676
DO - 10.1055/s-0029-1224676
M3 - Zeitschriftenaufsätze
C2 - 19937556
AN - SCOPUS:77949891213
SN - 0001-7868
VL - 41
SP - 122
EP - 130
JO - Aktuelle Urologie
JF - Aktuelle Urologie
IS - 2
ER -