TY - JOUR
T1 - Vorhersage der erwerbstätigkeit in einer bevölkerungsstichprobe von 4225 versicherten der LVA über einen prognosezeitraum von fünf jahren mittels einer kurzen skala (SPE-Skala)
AU - Mittag, Oskar
AU - Meyer, T.
AU - Glaser-Möller, N.
AU - Matthis, C.
AU - Raspe, H.
PY - 2006/5
Y1 - 2006/5
N2 - Ziele: Das erwerbsbezogene Leistungsvermögen ist eine der zentralen Kategorien der praktischen Sozialmedizin. Es spielt insbesondere im Aufgabenbereich der Gesetzlichen Rentenversicherung (z. B. bei der sozialmedizinischen Begutachtung) oder in der epidemiologischen bzw. Rehaforschung eine wichtige Rolle. In einer früheren Studie an einer Bevölkerungsstichprobe von LVA-Versicherten wurde eine kurze Skala zur subjektiven Prognose der Erwerbstätigkeit (SPE-Skala; Range: 0 - 3) hinsichtlich ihrer Reliabilität überprüft. In einem weiteren Schritt sollte nun untersucht werden, ob sich die SPE-Skala auch eignet, die sozialmedizinischen Outcomes in dieser Bevölkerungsstichprobe über einen längeren Zeitraum vorherzusagen. Methoden: Die Stichprobe entstammt einer Kohorte von initial berufstätigen LVA-Versicherten der Geburtsjahrgänge 1944 - 1958 aus Lübeck und Umgebung. Sie wurden zwischen April 1999 und Juli 2000 mittels eines umfassenden Fragebogens untersucht. Von insgesamt 4225 dieser Probanden (= 95 % der Nettokohorte) liegen uns komplette SPE-Daten sowie die folgenden Outcomedaten aus den Versichertenkonten vor: Renten (Antragsdatum und Rentenbeginn) sowie ggf. das Todesdatum. Der erfasste Nachbeobachtungszeitraum beträgt im Mittel 4,75 Jahre. Im Nachbeobachtungszeitraum wurden 323 Rentenanträge gestellt (= 7,6 %) und 200 Renten gewährt (= 4,7 %). Die Auswertung erfolgte auf der Grundlage von Überlebensanalysen (Cox-Regression). Ergebnisse: Eine erste Analyse unter Berücksichtigung von Alter und Geschlecht zeigte, dass Versicherte mit einem Wert von „2” auf der SPE-Skala mit einer gegenüber denjenigen mit dem Wert „0” dreifach (Berentung: zweifach) höheren Wahrscheinlichkeit einen Rentenantrag stellen und Versicherte mit einem Wert von „3” sogar mit einer achtfach höheren Wahrscheinlichkeit einen Rentenantrag stellen und auch berentet werden. Auch in der multivariaten Analyse (Kovariate: allgemeiner Gesundheitszustand, Anzahl chronischer Erkrankungen, Vorliegen einer Schwerbehinderung, berufliches Leistungsvermögen, AU-Dauer) blieb der eigenständige prädiktive Anteil der SPE-Skala für den Endpunkt Rentenantragstellung mit einer über zweifachen Wahrscheinlichkeitserhöhung bei einem Skalenwert von „3” erhalten. Schlussfolgerungen: Die Skala ist insbesondere zum Screening auf eine Gefährdung der Erwerbstätigkeit sowie auch zur Unterstützung im sozialmedizinischen Begutachtungsverfahren geeignet. Außerdem kann der Einsatz in der epidemiologischen oder Rehabilitationsforschung empfohlen werden.
AB - Ziele: Das erwerbsbezogene Leistungsvermögen ist eine der zentralen Kategorien der praktischen Sozialmedizin. Es spielt insbesondere im Aufgabenbereich der Gesetzlichen Rentenversicherung (z. B. bei der sozialmedizinischen Begutachtung) oder in der epidemiologischen bzw. Rehaforschung eine wichtige Rolle. In einer früheren Studie an einer Bevölkerungsstichprobe von LVA-Versicherten wurde eine kurze Skala zur subjektiven Prognose der Erwerbstätigkeit (SPE-Skala; Range: 0 - 3) hinsichtlich ihrer Reliabilität überprüft. In einem weiteren Schritt sollte nun untersucht werden, ob sich die SPE-Skala auch eignet, die sozialmedizinischen Outcomes in dieser Bevölkerungsstichprobe über einen längeren Zeitraum vorherzusagen. Methoden: Die Stichprobe entstammt einer Kohorte von initial berufstätigen LVA-Versicherten der Geburtsjahrgänge 1944 - 1958 aus Lübeck und Umgebung. Sie wurden zwischen April 1999 und Juli 2000 mittels eines umfassenden Fragebogens untersucht. Von insgesamt 4225 dieser Probanden (= 95 % der Nettokohorte) liegen uns komplette SPE-Daten sowie die folgenden Outcomedaten aus den Versichertenkonten vor: Renten (Antragsdatum und Rentenbeginn) sowie ggf. das Todesdatum. Der erfasste Nachbeobachtungszeitraum beträgt im Mittel 4,75 Jahre. Im Nachbeobachtungszeitraum wurden 323 Rentenanträge gestellt (= 7,6 %) und 200 Renten gewährt (= 4,7 %). Die Auswertung erfolgte auf der Grundlage von Überlebensanalysen (Cox-Regression). Ergebnisse: Eine erste Analyse unter Berücksichtigung von Alter und Geschlecht zeigte, dass Versicherte mit einem Wert von „2” auf der SPE-Skala mit einer gegenüber denjenigen mit dem Wert „0” dreifach (Berentung: zweifach) höheren Wahrscheinlichkeit einen Rentenantrag stellen und Versicherte mit einem Wert von „3” sogar mit einer achtfach höheren Wahrscheinlichkeit einen Rentenantrag stellen und auch berentet werden. Auch in der multivariaten Analyse (Kovariate: allgemeiner Gesundheitszustand, Anzahl chronischer Erkrankungen, Vorliegen einer Schwerbehinderung, berufliches Leistungsvermögen, AU-Dauer) blieb der eigenständige prädiktive Anteil der SPE-Skala für den Endpunkt Rentenantragstellung mit einer über zweifachen Wahrscheinlichkeitserhöhung bei einem Skalenwert von „3” erhalten. Schlussfolgerungen: Die Skala ist insbesondere zum Screening auf eine Gefährdung der Erwerbstätigkeit sowie auch zur Unterstützung im sozialmedizinischen Begutachtungsverfahren geeignet. Außerdem kann der Einsatz in der epidemiologischen oder Rehabilitationsforschung empfohlen werden.
UR - http://www.scopus.com/inward/record.url?scp=33745566775&partnerID=8YFLogxK
U2 - 10.1055/s-2006-926781
DO - 10.1055/s-2006-926781
M3 - Zeitschriftenaufsätze
C2 - 16773550
AN - SCOPUS:33745566775
SN - 0941-3790
VL - 68
SP - 294
EP - 302
JO - Gesundheitswesen
JF - Gesundheitswesen
IS - 5
ER -