TY - JOUR
T1 - Vegetarische ernährung: Präventives potenzial und mögliche risiken. Teil 2: Lebensmittel tierischer herkunft und empfehlungen
AU - Ströhle, Alexander
AU - Waldmann, Annika
AU - Wolters, Maike
AU - Hahn, Andreas
PY - 2006/12
Y1 - 2006/12
N2 - EINLEITUNG: Wie im ersten Teil des Beitrages gezeigt, kann ein reichlicher Konsum von Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und Nüssen das Risiko für verschiedene chronisch-degenerative Erkrankungen vermindern. Weniger beleuchtet ist hingegen die Bedeutung vom Tier stammender Lebensmittel, die im Rahmen einer vegetarischen Ernährung konsumiert werden. MATERIAL UND METHODEN: Für die Entwicklung von Ernährungsempfehlungen fand ein nutritiver und ein metabolisch-epidemiologischer Ansatz Verwendung. Dazu wurde eine MEDLINE-Recherche für die im Rahmen einer vegetarischen Kostform relevanten Lebensmittelgruppen tierischer Herkunft durchgeführt (Schlüssel-Suchbegriffe: "eggs", "milk", "dietary pattern" "vegetarian diet", "cancer", "cardiovascular disease", "diabetes mellitus", "osteoporosis", "vitamin D", "vitamin B12", "iron", "iodine"). Die einzelnen Lebensmittelgruppen wurden hinsichtlich ihrer ernährungsphysiologischen Eignung und anhand der verfügbaren metabolisch-epidemiologischen Evidenz bewertet. ERGEBNISSE: Auf Basis der Evidenzkriterien der WHO/FAO zeigt sich, dass ein risikosenkender Effekt eines hohen Milch- und Milchprodukteverzehrs bei Tumoren des Kolons und des Rektums möglich ist. Im Gegensatz dazu steht der Verzehr von Milch und Milchprodukten im Verdacht, das Risiko für Prostata- und Ovarialkarzinome zu erhöhen. Die Evidenz hierfür wird ebenfalls als möglich gewertet. Im Hinblick auf das Osteoporoserisiko ist kein protektiver Effekt einer hohen Aufnahme an Milch und Milchprodukten erkennbar. Die Evidenz für einen risikosenkenden Effekt wird deshalb als unzureichend gewertet. Bei Eiern wird die Evidenz für einen risikosteigernden Effekt sowohl in Bezug zu Tumoren des Kolons, des Rektums und der Brust als auch bei kardiovaskulären Erkrankungen als möglich bewertet. Die Auswertung prospektiver Kohortenstudien lässt erkennen, dass eine an Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und Nüssen reiche "prudent diet" mit einem verminderten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes mellitus Typ 2 assoziiert ist. Dagegen ist die Datenlage bei Tumoren des Kolons und der Brust weniger überzeugend. Als kritisch erweist sich bei einer vegetarischen und insbesondere bei einer veganen Ernährung die Versorgung mit den Nährstoffen Vitamine D, Vitamin B12 sowie Eisen und Jod. SCHLUSSFOLGERUNG: Die hier vorgenommene Analyse der internationalen Literatur erlaubt es, evidenzbasierte Ernährungsempfehlungen für vegetarische Kostformen zu geben.
AB - EINLEITUNG: Wie im ersten Teil des Beitrages gezeigt, kann ein reichlicher Konsum von Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und Nüssen das Risiko für verschiedene chronisch-degenerative Erkrankungen vermindern. Weniger beleuchtet ist hingegen die Bedeutung vom Tier stammender Lebensmittel, die im Rahmen einer vegetarischen Ernährung konsumiert werden. MATERIAL UND METHODEN: Für die Entwicklung von Ernährungsempfehlungen fand ein nutritiver und ein metabolisch-epidemiologischer Ansatz Verwendung. Dazu wurde eine MEDLINE-Recherche für die im Rahmen einer vegetarischen Kostform relevanten Lebensmittelgruppen tierischer Herkunft durchgeführt (Schlüssel-Suchbegriffe: "eggs", "milk", "dietary pattern" "vegetarian diet", "cancer", "cardiovascular disease", "diabetes mellitus", "osteoporosis", "vitamin D", "vitamin B12", "iron", "iodine"). Die einzelnen Lebensmittelgruppen wurden hinsichtlich ihrer ernährungsphysiologischen Eignung und anhand der verfügbaren metabolisch-epidemiologischen Evidenz bewertet. ERGEBNISSE: Auf Basis der Evidenzkriterien der WHO/FAO zeigt sich, dass ein risikosenkender Effekt eines hohen Milch- und Milchprodukteverzehrs bei Tumoren des Kolons und des Rektums möglich ist. Im Gegensatz dazu steht der Verzehr von Milch und Milchprodukten im Verdacht, das Risiko für Prostata- und Ovarialkarzinome zu erhöhen. Die Evidenz hierfür wird ebenfalls als möglich gewertet. Im Hinblick auf das Osteoporoserisiko ist kein protektiver Effekt einer hohen Aufnahme an Milch und Milchprodukten erkennbar. Die Evidenz für einen risikosenkenden Effekt wird deshalb als unzureichend gewertet. Bei Eiern wird die Evidenz für einen risikosteigernden Effekt sowohl in Bezug zu Tumoren des Kolons, des Rektums und der Brust als auch bei kardiovaskulären Erkrankungen als möglich bewertet. Die Auswertung prospektiver Kohortenstudien lässt erkennen, dass eine an Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und Nüssen reiche "prudent diet" mit einem verminderten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes mellitus Typ 2 assoziiert ist. Dagegen ist die Datenlage bei Tumoren des Kolons und der Brust weniger überzeugend. Als kritisch erweist sich bei einer vegetarischen und insbesondere bei einer veganen Ernährung die Versorgung mit den Nährstoffen Vitamine D, Vitamin B12 sowie Eisen und Jod. SCHLUSSFOLGERUNG: Die hier vorgenommene Analyse der internationalen Literatur erlaubt es, evidenzbasierte Ernährungsempfehlungen für vegetarische Kostformen zu geben.
UR - http://www.scopus.com/inward/record.url?scp=33846515174&partnerID=8YFLogxK
U2 - 10.1007/s00508-006-0716-9
DO - 10.1007/s00508-006-0716-9
M3 - Übersichtsarbeiten
C2 - 17186167
AN - SCOPUS:33846515174
SN - 0043-5325
VL - 118
SP - 728
EP - 737
JO - Wiener Klinische Wochenschrift
JF - Wiener Klinische Wochenschrift
IS - 23-24
ER -