Sportverletzungen

Translated title of the contribution: Sports injuries

C. Jürgens*, H. Riepenhof

*Corresponding author for this work

Abstract

Allgemein befindet sich die Sportmedizin Deutschlands, wie sie bis heute überwiegend von Fachärzten für Orthopädie und Unfallchirurgie mit dem Schwerpunkt des Bewegungsapparates oder von Fachärzten für innere Medizin mit dem Schwerpunkt des Herz-Kreislauf-Systems als Zusatzbezeichnung ausgeübt wird, an einem Scheideweg.

In 15 von 28 EU-Ländern gibt es inzwischen einen Facharzt für Sportmedizin. Obwohl Deutschland die älteste Fachgesellschaft der Welt in diesem Bereich hat und durchaus große wissenschaftliche Beiträge in der globalen Sportmedizin leistet, ist eine Facharztanerkennung hierzulande mittelfristig äußerst unwahrscheinlich.

Diese gewisse Heterogenität zeigt sich auch in den Profisportvereinen, da die sog. „Performance-Departments“ inzwischen überwiegend von Sportwissenschaftlern und nicht mehr von Ärzten geleitet werden. Wird die deutsche Fußball-Bundesliga mit den 3 anderen großen Fußballligen in Europa (der Premier League in England, der La Liga in Spanien und der Seria A in Italien) verglichen, so sind die Ausfallquoten nach Verletzungen in Deutschland im internationalen Vergleich trotz geringster Spielbelastung am höchsten. Selbst bei den sehr finanzstarken Mannschaften der ersten Deutschen Fußball Liga wird die ärztliche Betreuung fast ausschließlich als nebenberufliche Tätigkeit ausgeübt.

Belastungsintensitäten und -volumina den heutigen Anforderungen entsprechend zu steuern fällt Ärzten bei aktueller Weiterbildung häufig sehr schwer. Sportwissenschaftlern hingegen fehlt es häufig an Kenntnissen von Pathologie und klinischer Diagnostik, sodass insbesondere Zusammenhänge zwischen Verletzungen und Erkrankungen nicht korrekt eingeschätzt werden. So entsteht eine Lücke im Betreuungssystem, die zu entsprechenden Ausfallzeiten in Deutschland führt.

Auch im Amateursport und bei gesellschaftlichen Themen persistiert die angesprochene Heterogenität. In Deutschland nehmen einerseits immer mehr Menschen an Großveranstaltungen, wie z. B. Marathonläufen, Triathlonveranstaltungen oder Radrennen, teil, und die Fernsehgelder für Fußballübertragungen werden permanent mit neuen Rekordsummen versteigert. Doch andererseits wird die Bewerbung für Olympische Spiele gleich in 2 deutschen Großstädten abgelehnt, und in einer dritten scheitert die Bewerbung nicht zuletzt auch an mangelndem Rückhalt der Bevölkerung.

Ungeachtet aller Heterogenität beschreibt Sport die Kräftigung des Körpers zum Vergnügen oder Wettkampf durch körperliche Aktivität. Obwohl dadurch zumeist Krankheiten verhindert oder positiv beeinflusst werden [3], kommt es zu Sportverletzungen. Mit diesem Thema beschäftigt sich die aktuelle Ausgabe und betrachtet verschiedene Aspekte der Verletzungsentstehung, Therapie und Rückkehr in den Sport nach einer Verletzung.

31 % aller Sportverletzungen im Profifußball sind Muskelverletzungen, und damit handelt es sich um die häufigste Sportverletzung [1]. Dennoch variiert die Einteilung der Schweregrade und Prognose je nach Autor deutlich [2, 4]. Del Vescovo und Kollegen verdeutlichen in ihrem Artikel „Management of muscular injuries: strategies on diagnosis and treatment“ anhand radiologischer Kriterien klare Therapierichtlinien und Prognosen bei Muskelverletzungen verschiedener Schweregrade.

Die Rhabdomyolyse ist neben dem kompletten Abriss des Muskels die Maximalvariante der Muskelverletzung. Steuer und Kollegen zeigen anhand eines Beispiels von den Olympischen Sommerspielen von Rio de Janeiro in ihrem Artikel „Wie entsteht ein akutes Kompartmentsyndrom ohne Trauma?“, wie solche Schäden auftreten können und wie die Rhabdomyolyse zu betrachten ist.

Neben Muskelverletzungen spielen in den großen 4 Spielsportarten in Deutschland (Fußball, Basketball, Handball und Eishockey) Verletzungen des Kniegelenkes und der Schulter eine wesentliche Rolle. Laut VBG Sportbericht betreffen je nach Sportart zwischen 19,8 und 24,9 % aller Verletzungen diese beiden Gelenke [5]. Ateschrang und Kollegen verdeutlichen in ihrem Artikel „Kniegelenkluxation – Multiligamentäre Kniegelenkverletzung im Sport“ operative Strategien sowie das Outcome und die Besonderheiten der Rehabilitation. In den Standards definieren Rundt und Kollegen die Diagnostik und Therapie der traumatischen Schulterluxation.

Egal ob Kniegelenkverletzung oder verletzungsbedingter Ausfall aufgrund eines anderen Ereignisses, die Rückkehr in den Sport nach abgeschlossener Rehabilitation ist immer ein kritischer Moment. Bloch und Kollegen verdeutlichen daher in ihrem Artikel „Return-to-Competition – Sicher zurück in den Sport“ die Notwendigkeit leistungsphysiologischer Kontrollen, um die Rückkehr zur Aktivität, in den Sport oder ins Wettkampfgeschehen ohne Folge- oder Wiederverletzung zu gewährleisten.

Ob Sport in der Herzsportgruppe, im Fußballverein oder bei den Olympischen Spielen, Sportverletzungen werden immer Teil der beliebtesten Freizeitbeschäftigung sein. Die Sportmedizin wird auch künftig aufgrund der Vielseitigkeit, des steigenden Anspruches der Sportler sowie der Möglichkeiten der Primär-, Sekundär- und Tertiärprävention intensiv beschäftigt sein. Darüber hinaus sollten wir intensiv an der unseren Interessen gerechten Entwicklung der Sportmedizin arbeiten.
Translated title of the contributionSports injuries
Original languageGerman
JournalTrauma und Berufskrankheit
Volume19
Issue number1
ISSN1436-6274
DOIs
Publication statusPublished - 01.03.2017

Research Areas and Centers

  • Academic Focus: Center for Brain, Behavior and Metabolism (CBBM)

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