TY - JOUR
T1 - Selbstbeurteilte Schmerzempfindlichkeit und postoperativer Schmerz
AU - Duchow, J.
AU - Schlöricke, E.
AU - Hüppe, M.
N1 - Copyright:
Copyright 2014 Elsevier B.V., All rights reserved.
PY - 2013/8
Y1 - 2013/8
N2 - Hintergrund
Schmerzempfindlichkeit („pain sensitivity“) ist ein Risikofaktor für postoperative Schmerzen und wird mit standardisierten experimentellen Schmerzreizen bestimmt. Ruscheweyh et al. (Pain 146:65–74, 2009) entwickelten einen Schmerzempfindlichkeitsfragebogen [Pain Sensitivity Questionnaire (PSQ)], der mittels Selbstbeurteilung die allgemeine Schmerzempfindlichkeit erfasst, ohne aufwendige und schmerzhafte experimentelle Schmerzreize anwenden zu müssen. Diese Untersuchung soll die Frage beantworten, ob sich Patienten mit unterschiedlich ausgeprägter subjektiver Schmerzempfindlichkeit in der Intensität postoperativer Schmerzen unterscheiden und ob hohe subjektive Schmerzempfindlichkeit damit ein Risikofaktor für postoperative Schmerzen ist.
Material und Methoden
Nach Aufklärung und Einwilligung wurden 162 allgemeinchirurgische Patienten in die Untersuchung eingeschlossen. Die Bestimmung der Schmerzempfindlichkeit erfolgte präoperativ mit dem PSQ. Nach ihrer Ausprägung wurden die Patienten einer von 3 Gruppen zugeordnet (geringe vs. mittlere vs. hohe Schmerzempfindlichkeit). Primäre Outcome-Variable war die postoperative Schmerzintensität, die mit numerischen Rating-Skalen (NRS) am ersten und zweiten postoperativen Tag erhoben wurde. Weitere Variablen betrafen die Schmerzmittelgabe und die Zufriedenheit der Patienten. Psychologische Kontrollvariablen waren Stressverarbeitung [Stressverarbeitungsfragebogen (SVF-48)] sowie Angst und Depression [Hospital Anxiety and Depression Scale – Deutsche Version (HADS-D)].
Ergebnisse
Patienten mit hoher Schmerzempfindlichkeit hatten signifikant stärkere postoperative Schmerzen als Patienten mit geringer Schmerzempfindlichkeit. Dieses Ergebnis blieb auch unter Berücksichtigung der negativen Stressverarbeitung als Kovariable bestehen. Unter Belastung (Bewegung im Bett vs. Ruhe im Bett) stieg die Schmerzintensität in der hoch schmerzempfindlichen Gruppe am deutlichsten (Effektstärke d = 1,17), in der niedrig schmerzempfindlichen Gruppe am geringsten (Effektstärke d = 0,77). Ausgeprägtere Schmerzen (NRS-Ruheschmerz > 4) wurden signifikant häufiger von Patienten mit hoher Schmerzempfindlichkeit berichtet. Die Patientengruppe mit niedriger Schmerzempfindlichkeit gab die höchste Zufriedenheit mit dem eigenen Genesungsverlauf an.
Schlussfolgerungen
Die mittels PSQ erfasste subjektive Schmerzempfindlichkeit ist ein einfach zu bestimmender Risikofaktor für postoperative Schmerzen.
AB - Hintergrund
Schmerzempfindlichkeit („pain sensitivity“) ist ein Risikofaktor für postoperative Schmerzen und wird mit standardisierten experimentellen Schmerzreizen bestimmt. Ruscheweyh et al. (Pain 146:65–74, 2009) entwickelten einen Schmerzempfindlichkeitsfragebogen [Pain Sensitivity Questionnaire (PSQ)], der mittels Selbstbeurteilung die allgemeine Schmerzempfindlichkeit erfasst, ohne aufwendige und schmerzhafte experimentelle Schmerzreize anwenden zu müssen. Diese Untersuchung soll die Frage beantworten, ob sich Patienten mit unterschiedlich ausgeprägter subjektiver Schmerzempfindlichkeit in der Intensität postoperativer Schmerzen unterscheiden und ob hohe subjektive Schmerzempfindlichkeit damit ein Risikofaktor für postoperative Schmerzen ist.
Material und Methoden
Nach Aufklärung und Einwilligung wurden 162 allgemeinchirurgische Patienten in die Untersuchung eingeschlossen. Die Bestimmung der Schmerzempfindlichkeit erfolgte präoperativ mit dem PSQ. Nach ihrer Ausprägung wurden die Patienten einer von 3 Gruppen zugeordnet (geringe vs. mittlere vs. hohe Schmerzempfindlichkeit). Primäre Outcome-Variable war die postoperative Schmerzintensität, die mit numerischen Rating-Skalen (NRS) am ersten und zweiten postoperativen Tag erhoben wurde. Weitere Variablen betrafen die Schmerzmittelgabe und die Zufriedenheit der Patienten. Psychologische Kontrollvariablen waren Stressverarbeitung [Stressverarbeitungsfragebogen (SVF-48)] sowie Angst und Depression [Hospital Anxiety and Depression Scale – Deutsche Version (HADS-D)].
Ergebnisse
Patienten mit hoher Schmerzempfindlichkeit hatten signifikant stärkere postoperative Schmerzen als Patienten mit geringer Schmerzempfindlichkeit. Dieses Ergebnis blieb auch unter Berücksichtigung der negativen Stressverarbeitung als Kovariable bestehen. Unter Belastung (Bewegung im Bett vs. Ruhe im Bett) stieg die Schmerzintensität in der hoch schmerzempfindlichen Gruppe am deutlichsten (Effektstärke d = 1,17), in der niedrig schmerzempfindlichen Gruppe am geringsten (Effektstärke d = 0,77). Ausgeprägtere Schmerzen (NRS-Ruheschmerz > 4) wurden signifikant häufiger von Patienten mit hoher Schmerzempfindlichkeit berichtet. Die Patientengruppe mit niedriger Schmerzempfindlichkeit gab die höchste Zufriedenheit mit dem eigenen Genesungsverlauf an.
Schlussfolgerungen
Die mittels PSQ erfasste subjektive Schmerzempfindlichkeit ist ein einfach zu bestimmender Risikofaktor für postoperative Schmerzen.
UR - http://www.scopus.com/inward/record.url?scp=84892929403&partnerID=8YFLogxK
U2 - 10.1007/s00482-013-1338-6
DO - 10.1007/s00482-013-1338-6
M3 - Zeitschriftenaufsätze
C2 - 23860632
AN - SCOPUS:84892929403
SN - 0932-433X
VL - 27
SP - 371
EP - 379
JO - Schmerz
JF - Schmerz
IS - 4
ER -