TY - JOUR
T1 - Schmerztherapeutische Versorgung in Deutschland – was unterscheidet ambulante und stationäre Patienten zu Behandlungsbeginn? Eine Auswertung auf Basis des KEDOQ-Schmerz-Datensatzes
AU - Hüppe, M.
AU - Kükenshöner, S.
AU - Bosse, F.
AU - Casser, H. R.
AU - Kohlmann, T.
AU - Lindena, G.
AU - Pfingsten, M.
AU - Petzke, F.
AU - Nagel, B.
PY - 2017/12/1
Y1 - 2017/12/1
N2 - Der Vergleich ambulant und stationär versorgter Schmerzpatienten hinsichtlich schmerzbezogener und psychischer Merkmale war bislang noch nicht Gegenstand systematischer Analysen. Die KErnDOkumentation und Qualitätssicherung in der Schmerztherapie (KEDOQ-Schmerz) ist ein von der Deutschen Schmerzgesellschaft initiiertes Projekt zur einheitlichen sektorenübergreifenden Dokumentation der in deutschen Schmerzeinrichtungen versorgten Patienten. Unsere Auswertung soll unter Verwendung von KEDOQ-Schmerz zeigen, in welchen sozialen, schmerzbezogenen und psychischen Merkmalen sich Patienten unterscheiden, die einer stationären oder ambulanten Behandlung zugeführt werden, und wie ausgeprägt die Unterschiede sind. KEDOQ-Schmerz-Daten aus 13 Zentren mit insgesamt 4705 Patienten wurden ausgewertet. Die Patienten hatten den Deutschen Schmerzfragebogen (DSF) zwischen Januar 2012 und April 2016 ausgefüllt und erhielten ein ambulantes (n = 2682) oder stationäres (n = 2023) schmerztherapeutisches Versorgungsangebot. Ausgewertet wurden soziodemografische, schmerzbezogene und psychometrische Daten des DSF (Fragebogen zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität: SF‑12; Depressions-Angst-Stress-Skalen: DASS; Marburger Fragebogen zum habituellen Wohlbefinden: MFHW) sowie Arztangaben zum Schmerzchronifizierungsstadium und zur Schmerzlokalisation. Die Auswertung erfolgte deskriptiv und gruppenvergleichend mit uni- und multivariaten Verfahren. Stationär behandelte Patienten waren signifikant älter, häufiger weiblich, hatten häufiger mehr als eine Schmerzlokalisation, berichteten stärkere Schmerzen und hatten häufiger das Schmerzchronifizierungsstadium III im Mainzer Stadienmodell. Sie beschrieben eine signifikant schlechtere körperliche und psychische gesundheitsbezogene Lebensqualität (SF-12), hatten im DASS signifikant höhere Depressions‑, Angst- und Stresswerte sowie ein schlechteres habituelles Wohlbefinden (MFHW). Die Ausprägung der signifikanten Gruppenunterschiede war sehr gering. In der multivariaten Analyse zur Vorhersage des stationären Behandlungssettings wurden die meisten klinischen Prädiktoren signifikant, durch sie wurden aber weniger als 5 % der Varianz aufgeklärt. Die Auswertungen sprechen dafür, dass in schmerztherapeutischen Einrichtungen verstärkt Patienten mit hoher Schmerzchronifizierung und hoher schmerzbedingter Belastung und Therapievorerfahrungen behandelt werden. Die Unterschiede der Patientenmerkmale zwischen den Behandlungssettings sind größtenteils klinisch bedeutungslos. Klinische Merkmale erklären nicht die Zuordnung zu einem ambulanten oder stationären Behandlungssetting.
AB - Der Vergleich ambulant und stationär versorgter Schmerzpatienten hinsichtlich schmerzbezogener und psychischer Merkmale war bislang noch nicht Gegenstand systematischer Analysen. Die KErnDOkumentation und Qualitätssicherung in der Schmerztherapie (KEDOQ-Schmerz) ist ein von der Deutschen Schmerzgesellschaft initiiertes Projekt zur einheitlichen sektorenübergreifenden Dokumentation der in deutschen Schmerzeinrichtungen versorgten Patienten. Unsere Auswertung soll unter Verwendung von KEDOQ-Schmerz zeigen, in welchen sozialen, schmerzbezogenen und psychischen Merkmalen sich Patienten unterscheiden, die einer stationären oder ambulanten Behandlung zugeführt werden, und wie ausgeprägt die Unterschiede sind. KEDOQ-Schmerz-Daten aus 13 Zentren mit insgesamt 4705 Patienten wurden ausgewertet. Die Patienten hatten den Deutschen Schmerzfragebogen (DSF) zwischen Januar 2012 und April 2016 ausgefüllt und erhielten ein ambulantes (n = 2682) oder stationäres (n = 2023) schmerztherapeutisches Versorgungsangebot. Ausgewertet wurden soziodemografische, schmerzbezogene und psychometrische Daten des DSF (Fragebogen zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität: SF‑12; Depressions-Angst-Stress-Skalen: DASS; Marburger Fragebogen zum habituellen Wohlbefinden: MFHW) sowie Arztangaben zum Schmerzchronifizierungsstadium und zur Schmerzlokalisation. Die Auswertung erfolgte deskriptiv und gruppenvergleichend mit uni- und multivariaten Verfahren. Stationär behandelte Patienten waren signifikant älter, häufiger weiblich, hatten häufiger mehr als eine Schmerzlokalisation, berichteten stärkere Schmerzen und hatten häufiger das Schmerzchronifizierungsstadium III im Mainzer Stadienmodell. Sie beschrieben eine signifikant schlechtere körperliche und psychische gesundheitsbezogene Lebensqualität (SF-12), hatten im DASS signifikant höhere Depressions‑, Angst- und Stresswerte sowie ein schlechteres habituelles Wohlbefinden (MFHW). Die Ausprägung der signifikanten Gruppenunterschiede war sehr gering. In der multivariaten Analyse zur Vorhersage des stationären Behandlungssettings wurden die meisten klinischen Prädiktoren signifikant, durch sie wurden aber weniger als 5 % der Varianz aufgeklärt. Die Auswertungen sprechen dafür, dass in schmerztherapeutischen Einrichtungen verstärkt Patienten mit hoher Schmerzchronifizierung und hoher schmerzbedingter Belastung und Therapievorerfahrungen behandelt werden. Die Unterschiede der Patientenmerkmale zwischen den Behandlungssettings sind größtenteils klinisch bedeutungslos. Klinische Merkmale erklären nicht die Zuordnung zu einem ambulanten oder stationären Behandlungssetting.
UR - http://www.scopus.com/inward/record.url?scp=85026905604&partnerID=8YFLogxK
U2 - 10.1007/s00482-017-0240-z
DO - 10.1007/s00482-017-0240-z
M3 - Zeitschriftenaufsätze
C2 - 28785792
AN - SCOPUS:85026905604
SN - 0932-433X
VL - 31
SP - 559
EP - 567
JO - Schmerz
JF - Schmerz
IS - 6
ER -