TY - JOUR
T1 - Priorisierung in der Medizin Verlauf und Ergebnisse der dänischen Priorisierungsdebatte
AU - Pornak, S.
AU - Meyer, T.
AU - Raspe, H.
PY - 2011
Y1 - 2011
N2 - Das Verfahren der Priorisierung zur Bildung von Rangfolgen in der medizinischen Versorgung kann dabei helfen, die dafür bereitgestellten Ressourcen bedarfsgerecht und transparent einzusetzen. Die deutsche Priorisierungsdiskussion ist noch in den Anfängen und hat die Chance, von den Erfahrungen anderer Länder profitieren zu können. Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, die schon vor Jahrzehnten begonnene dänische Priorisierungsdebatte zu analysieren und daraus Anregungen für Deutschland zu gewinnen. Die Methodik umfasst Literatur- und Dokumentenanalysen sowie Experteninterviews. Ihren Anfang nahm die dänische Priorisierungsdiskussion in den 1970er Jahren, als eine Regierungskommission sich mit den übergeordneten Prioritäten des Gesundheitswesens befasste. Mitte der 1980er Jahre entstand eine breitere Debatte mit Beteiligung von Ärzten, Politikern, Ethikern und Gesundheitsökonomen, die ihren Höhepunkt Anfang bis Mitte der 1990er Jahre erreichte. Es wurde dabei vor allem auf lokaler Ebene – immer unter Einbeziehung der Bürger – diskutiert. Vereinzelt wurden Versuche unternommen, Priorisierung in den Alltag der Gesundheitsversorgung zu integrieren. Sehr aktiv war in diesen Jahren der Ethikrat, der im Jahr 1996 eine ausführliche Stellungnahme zur Priorisierung in der Medizin veröffentlichte. Im neuen Jahrtausend schien Priorisierung zunächst kein Diskussionsthema mehr zu sein, bis der Technologierat und die Dänischen Regionen im Jahr 2006 die Debatte wieder anstießen. Auch aus der Ärzteschaft kommt heute wieder der Wunsch nach einer breiten Priorisierungsdebatte, um mehr Gerechtigkeit zwischen verschiedenen Patientengruppen zu erreichen. Aus der langjährigen dänischen Priorisierungsdebatte ist bisher nur wenig Handfestes hervorgegangen. Die Hauptprobleme der dänischen Debatte scheinen zum einen die fehlende Bündelung der vielen lokalen Initiativen auf übergeordneter Ebene und zum anderen der Mangel an machtvollen Akteuren zu sein, die Diskussionsergebnisse nachhaltig in den Alltag umsetzen. Jedoch wird Priorisierung in der Gesundheitsversorgung von der dänischen Bevölkerung heute als wünschenswert angesehen und auch seitens der Politik wird offen darüber gesprochen.
AB - Das Verfahren der Priorisierung zur Bildung von Rangfolgen in der medizinischen Versorgung kann dabei helfen, die dafür bereitgestellten Ressourcen bedarfsgerecht und transparent einzusetzen. Die deutsche Priorisierungsdiskussion ist noch in den Anfängen und hat die Chance, von den Erfahrungen anderer Länder profitieren zu können. Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, die schon vor Jahrzehnten begonnene dänische Priorisierungsdebatte zu analysieren und daraus Anregungen für Deutschland zu gewinnen. Die Methodik umfasst Literatur- und Dokumentenanalysen sowie Experteninterviews. Ihren Anfang nahm die dänische Priorisierungsdiskussion in den 1970er Jahren, als eine Regierungskommission sich mit den übergeordneten Prioritäten des Gesundheitswesens befasste. Mitte der 1980er Jahre entstand eine breitere Debatte mit Beteiligung von Ärzten, Politikern, Ethikern und Gesundheitsökonomen, die ihren Höhepunkt Anfang bis Mitte der 1990er Jahre erreichte. Es wurde dabei vor allem auf lokaler Ebene – immer unter Einbeziehung der Bürger – diskutiert. Vereinzelt wurden Versuche unternommen, Priorisierung in den Alltag der Gesundheitsversorgung zu integrieren. Sehr aktiv war in diesen Jahren der Ethikrat, der im Jahr 1996 eine ausführliche Stellungnahme zur Priorisierung in der Medizin veröffentlichte. Im neuen Jahrtausend schien Priorisierung zunächst kein Diskussionsthema mehr zu sein, bis der Technologierat und die Dänischen Regionen im Jahr 2006 die Debatte wieder anstießen. Auch aus der Ärzteschaft kommt heute wieder der Wunsch nach einer breiten Priorisierungsdebatte, um mehr Gerechtigkeit zwischen verschiedenen Patientengruppen zu erreichen. Aus der langjährigen dänischen Priorisierungsdebatte ist bisher nur wenig Handfestes hervorgegangen. Die Hauptprobleme der dänischen Debatte scheinen zum einen die fehlende Bündelung der vielen lokalen Initiativen auf übergeordneter Ebene und zum anderen der Mangel an machtvollen Akteuren zu sein, die Diskussionsergebnisse nachhaltig in den Alltag umsetzen. Jedoch wird Priorisierung in der Gesundheitsversorgung von der dänischen Bevölkerung heute als wünschenswert angesehen und auch seitens der Politik wird offen darüber gesprochen.
UR - http://www.scopus.com/inward/record.url?scp=80054871426&partnerID=8YFLogxK
U2 - 10.1055/s-0031-1280841
DO - 10.1055/s-0031-1280841
M3 - Übersichtsarbeiten
C2 - 21796589
AN - SCOPUS:80054871426
SN - 0941-3790
VL - 73
SP - 680
EP - 687
JO - Gesundheitswesen
JF - Gesundheitswesen
IS - 10
ER -