TY - JOUR
T1 - Prävalenz gestörten Essverhaltens bei Typ 1 Diabetes im Kindes- und Jugendalter: Erfassungsmöglichkeiten und Vergleich mit gesunden Gleichaltrigen - Ergebnisse einer multizentrischen Fragebogenstudie
AU - Hevelke, Linnea Kristiina
AU - Albrecht, Carmen
AU - Busse-Widmann, Petra
AU - Kranz, Julia
AU - Lange, Karin
AU - Markowitz, Jessica T.
AU - Marshall, Louise F.
AU - Meurs, Stefanie
AU - De Soye, Ilka H.
AU - Saßmann, Heike
N1 - Publisher Copyright:
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York.
Copyright:
Copyright 2017 Elsevier B.V., All rights reserved.
PY - 2016/3/1
Y1 - 2016/3/1
N2 - Einleitung: Die Angaben zur Prävalenz gestörten Essverhaltens bei Typ 1 Diabetes in der Literatur sind heterogen. Diese Studie untersucht essgestörtes Verhalten bei Kindern und Jugendlichen mit Typ 1 Diabetes in einer repräsentativen bundesweiten Stichprobe und stellt die Prävalenzdaten entsprechenden Angaben eines nationalen Surveys gegenüber. Weiterhin werden Möglichkeiten und Grenzen der Erfassung gestörten Essverhaltens bei Typ 1 Diabetes durch ein generisches mit denen eines diabetesspezifischen Screeninginstruments verglichen.
Material und Methoden: In einer multizentrischen Fragebogenstudie beantworteten 246 Kinder und Jugendliche (Alter: 11–19 Jahre) mit Typ 1 Diabetes aus 6 pädiatrischen Diabeteszentren den generischen SCOFF Fragebogen und den diabetesspezifischen Diabetes Eating Problem Survey-Revised (DEPS-R) zu ihrem Essverhalten. Die Daten wurden denen einer repräsentativen bundesweiten Erhebung (KiGGS-Studie) zur Prävalenz gestörten Essverhaltens gegenübergestellt.
Ergebnisse: Insgesamt wiesen 16,3% der Studienteilnehmer (24,2% der Mädchen und 8,9% der Jungen) mit Typ 1 Diabetes Werte über dem SCOFF Cut-off (≥ 2) auf. In der bundesweiten KiGGS-Kohorte betraf dies im SCOFF 28,9% der Mädchen und 15,2% der Jungen. Damit war die Prävalenz gestörten Essverhaltens in der Diabetesgruppe hier niedriger (p=0,017 und p<0,001). Im diabetesspezifischen DEPS-R gaben 11,2% der Jungen und 13,2% der Mädchen mit Typ 1 Diabetes an, Insulinpurging zu praktizieren. Der Zusammenhang zwischen den Scores im SCOFF und den Items zum Insulinpurging im DEPS-R war bei den Mädchen enger als bei den Jungen (r=0,437 vs. r=0,144). In der Gruppe der Diabetespatienten war die Assoziation zwischen der Qualität der Stoffwechseleinstellung (HbA1c) und dem DEPS-R deutlich stärker ausgeprägt als zum SCOFF (Jungen: r=0,357 vs. r=0,217 und Mädchen: r=0,368 vs. r=0,131).
Diskussion: In dieser Stichprobe waren Kinder und Jugendliche mit Typ 1 Diabetes nicht häufiger von gestörtem Essverhalten betroffen als stoffwechselgesunde Gleichaltrige. Vor allem Jungen mit Typ 1 Diabetes, die ein Insulinpurging praktizieren, wurden durch ein generisches Screeninginstrument nicht hinreichend erkannt.
Schlussfolgerung: Um gestörtes Essverhalten bei Jugendlichen mit Typ 1 Diabetes zuverlässig zu identifizieren, sollte im Rahmen der Langzeitbetreuung ein diabetesspezifisches Screeninginstrument eingesetzt werden.
AB - Einleitung: Die Angaben zur Prävalenz gestörten Essverhaltens bei Typ 1 Diabetes in der Literatur sind heterogen. Diese Studie untersucht essgestörtes Verhalten bei Kindern und Jugendlichen mit Typ 1 Diabetes in einer repräsentativen bundesweiten Stichprobe und stellt die Prävalenzdaten entsprechenden Angaben eines nationalen Surveys gegenüber. Weiterhin werden Möglichkeiten und Grenzen der Erfassung gestörten Essverhaltens bei Typ 1 Diabetes durch ein generisches mit denen eines diabetesspezifischen Screeninginstruments verglichen.
Material und Methoden: In einer multizentrischen Fragebogenstudie beantworteten 246 Kinder und Jugendliche (Alter: 11–19 Jahre) mit Typ 1 Diabetes aus 6 pädiatrischen Diabeteszentren den generischen SCOFF Fragebogen und den diabetesspezifischen Diabetes Eating Problem Survey-Revised (DEPS-R) zu ihrem Essverhalten. Die Daten wurden denen einer repräsentativen bundesweiten Erhebung (KiGGS-Studie) zur Prävalenz gestörten Essverhaltens gegenübergestellt.
Ergebnisse: Insgesamt wiesen 16,3% der Studienteilnehmer (24,2% der Mädchen und 8,9% der Jungen) mit Typ 1 Diabetes Werte über dem SCOFF Cut-off (≥ 2) auf. In der bundesweiten KiGGS-Kohorte betraf dies im SCOFF 28,9% der Mädchen und 15,2% der Jungen. Damit war die Prävalenz gestörten Essverhaltens in der Diabetesgruppe hier niedriger (p=0,017 und p<0,001). Im diabetesspezifischen DEPS-R gaben 11,2% der Jungen und 13,2% der Mädchen mit Typ 1 Diabetes an, Insulinpurging zu praktizieren. Der Zusammenhang zwischen den Scores im SCOFF und den Items zum Insulinpurging im DEPS-R war bei den Mädchen enger als bei den Jungen (r=0,437 vs. r=0,144). In der Gruppe der Diabetespatienten war die Assoziation zwischen der Qualität der Stoffwechseleinstellung (HbA1c) und dem DEPS-R deutlich stärker ausgeprägt als zum SCOFF (Jungen: r=0,357 vs. r=0,217 und Mädchen: r=0,368 vs. r=0,131).
Diskussion: In dieser Stichprobe waren Kinder und Jugendliche mit Typ 1 Diabetes nicht häufiger von gestörtem Essverhalten betroffen als stoffwechselgesunde Gleichaltrige. Vor allem Jungen mit Typ 1 Diabetes, die ein Insulinpurging praktizieren, wurden durch ein generisches Screeninginstrument nicht hinreichend erkannt.
Schlussfolgerung: Um gestörtes Essverhalten bei Jugendlichen mit Typ 1 Diabetes zuverlässig zu identifizieren, sollte im Rahmen der Langzeitbetreuung ein diabetesspezifisches Screeninginstrument eingesetzt werden.
UR - http://www.scopus.com/inward/record.url?scp=84962417590&partnerID=8YFLogxK
U2 - 10.1055/s-0042-103324
DO - 10.1055/s-0042-103324
M3 - Zeitschriftenaufsätze
C2 - 27035442
AN - SCOPUS:84962417590
SN - 0937-2032
VL - 66
SP - 128
EP - 135
JO - PPmP Psychotherapie Psychosomatik Medizinische Psychologie
JF - PPmP Psychotherapie Psychosomatik Medizinische Psychologie
IS - 3-4
ER -