Nosokomiale Infektionen bei Neu- und Frühgeborenen

Translated title of the contribution: Nosocomial infections in neonates and preterm infants

E. Herting*, G. Hansen

*Corresponding author for this work
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Abstract

Infektionen im Bereich von Neugeborenenintensivstationen trafen in den letzten Jahren auf ein breites öffentliches Interesse in den Medien und fanden bereits selbst im Stadium des Gerüchts den Weg bis in die abendlichen Hauptnachrichten des Heute Journal und der Tagesthemen. Nur gelingt es selten, wie etwa bei den Ereignissen in Mainz, wo eine Verunreinigung von angelieferten Infusionslösungen nachgewiesen werden konnte, die wirklichen kausalen Ursachen solcher Infektionsausbrüche zu entdecken. Die Ereignisse in Bremen belegen aber, welche gravierenden Auswirkungen solche sog. Infektionsausbrüche auf Struktur und Personal einer Klinik, aber auch auf die Versorgung von Früh- und Neugeborenen in einer ganzen Region haben können. Das Schwerpunktthema dieses Hefts zeigt auf, dass die Neonatologie und die pädiatrische Intensivmedizin auf die Diskussion dieses Themas gut vorbereitet waren und sind und – entgegen mancher öffentlicher Äußerung hierzu – die große Bedeutung dieses Themas schon lange erkannt und sich intensiv damit auseinandergesetzt haben [1]. Die Erfassung von Infektionen bei kleinen Frühgeborenen < 1500 g verläuft seit vielen Jahren erfolgreich mittels NEO-KISS (KISS-Modul für Neugeborene, KISS: Krankenhausinfektionssurveillancesystem). Geffers et al. schildern in ihrem Beitrag die Ergebnisse dieser Infektionssurveillance und stellen sie in den Zusammenhang mit den Daten aus der bundesweiten Qualitätssicherung über das AQUA-Institut sowie den Daten aus wissenschaftlichen Netzwerken, etwa dem GNN („German Neonatal Network“) und der Erfassung des Robert Koch-Instituts (RKI) zu Infektionsausbrüchen. Es lässt sich konstatieren, dass Deutschland im internationalen Vergleich gut positioniert ist und dass die aktive Surveillance von Infektionen bei kleinen Frühgeborenen zu rückläufigen Infektionsraten führt, und zwar sowohl im NEO-KISS-Modul als auch im GNN und in den Qualitätssicherungsdaten des AQUA-Instituts. Erfreulicherweise stellt auch eine Multiresistenz von Erregern bisher kein wesentliches Problem in der Neonatologie dar. Infektionen werden sich in der Neonatologie leider nie vollständig vermeiden lassen. Aufgrund der hohen Mortalität invasiver Infektionen besonders bei kleinen Frühgeborenen werden auch in Zukunft Kinder im Neugeborenalter an Infektionen versterben. Im Beitrag von Härtel et al. werden die Hintergründe der besonderen Infektionsanfälligkeit dieser Patientengruppe geschildert. Bei begrenzter Effektivität der Therapie invasiver Infektionen mit einer hohen Morbidität und Mortalität v. a. bei sehr unreifen Frühgeborenen kommt der Prophylaxe und der frühen Diagnostik und Therapie eine Schlüsselrolle zu. Simon u. Exner setzen sich in ihrem Beitrag damit auseinander, wie im klinischen Alltag ein Auftreten und eine Verbreitung von Krankenhausinfektionen vermieden werden können. Die diesbezüglichen aktuellen Leitlinien der interdisziplinären Arbeitsgruppe der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) am RKI werden vorgestellt und diskutiert. In dem abschließenden Beitrag von Müller und Bartmann werden die aktuellen Standards zur Diagnostik und Therapie von bakteriellen Infektionen bei sehr kleinen Frühgeborenen dargestellt. Der Druck auf Politik und Behörden war in Zusammenhang mit den Vorfällen u. a. in Bremen und Berlin so hoch, dass Abteilungen geschlossen, umgebaut, neu eröffnet und wieder geschlossen wurden, dass ein Chefarzt entlassen und dann wieder eingestellt wurde, dass 2 neue Leitlinien der KRINKO innerhalb kurzer Zeit erschienen, dass der gemeinsame Bundesausschuss (GBA) eine 1:1-Pflegebetreuung für schwer kranke Frühgeborene beschloss und dass derzeit überlegt wird, im Rahmen des Infektionsschutzgesetzes (IfSG) nicht nur Infektionen, sondern auch Besiedlungen mit bestimmten Erregern systematisch zu erfassen [2]. Nosokomiale Infektionen bei sehr kleinen Frühgeborenen werden sich nie hundertprozentig vermeiden lassen. Wir sollten aber dennoch alles dafür tun, diese Komplikationen zu vermeiden und wissen, wie mit Besiedlung, manifesten Infektionen und letztlich auch den Medien im Zusammenhang mit sog. Infektionsausbrüchen umzugehen ist.
Translated title of the contributionNosocomial infections in neonates and preterm infants
Original languageGerman
JournalMonatsschrift fur Kinderheilkunde
Volume162
Issue number5
Pages (from-to)383-384
Number of pages2
ISSN0026-9298
DOIs
Publication statusPublished - 01.01.2014

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