TY - JOUR
T1 - Methodischer bias retrospektiver follow-up-untersuchungen und sein einfluss auf die erhebung von qualitätssicherungsdaten
AU - Karn, T.
AU - Holtrich, U.
AU - Ruckhäberle, E.
AU - Hanker, L.
AU - Schlieter, A.
AU - Solbach, C.
AU - Gätje, R.
AU - Kaufmann, M.
AU - Rody, A.
PY - 2010
Y1 - 2010
N2 - Einführung: Derzeit kann nicht prospektiv belegt werden, dass die Einhaltung operativer Qualitätsparameter im Rahmen der Qualitätssicherung des Mammakarzinoms mit einer Verbesserung des krankheitsfreien Überlebens und Gesamtüberlebens verbunden ist. Aufgrund eines fehlenden nationalen klinischen Krebsregisters können Daten zum krankheitsfreien Überleben bzw. Gesamtüberleben vielfach nur durch retrospektive Erhebungen erfasst werden. Allerdings muss aufgrund von Selektions- und Observationsfehlern angenommen werden, dass die entsprechenden Daten eine hohe Fehlerrate aufweisen, deren Ausmaß schwierig abzuschätzen ist. Material und Methode: Von n = 710 Mammakarzinompatientinnen, die im Zeitraum von 1997–1999 an der Universitätsfrauenklinik Frankfurt behandelt wurden, wurden Überlebensdaten retrospektiv erfasst. Eine vollständige Datenerfassung konnte nur für 471 Patientinnen erzielt werden. Der Einfluss von Selektions- und Information-Bias auf die Datenqualität und das Überleben der Patientinnen sollte überprüft werden. Ergebnisse: Das Untersuchungskollektiv zeichnete sich im Vergleich zu großen Populationskollektiven durch einen höheren Anteil an Risikopatientinnen aus (nodal positiv, höhere Tumorgröße). Überraschenderweise war die mediane Beobachtungszeit in der Gruppe der verstorbenen Patientinnen 1,7-fach größer als bei den zensierten Fällen, während sich in Vergleichsuntersuchungen ein umgekehrter Zusammenhang zeigt. Dies lässt auf einen „Information-Bias“ schließen, bei dem v. a. bei krankheitsfreien Patientinnen ein „loss of follow-up“ auftrat. Die Einflussgröße dieses Bias wurde daher durch eine Simulation abgeschätzt. Als Ergebnis wurde im Vergleich zur retrospektiven Studie ein möglicher Unterschied bez. des 5-Jahres-Überlebens von 13,9 % (73,5 ± 3,1 % vs. 87,4 ± 1,5 %) erhalten. Zusammenfassung: Die retrospektive Überlebensanalyse von Patientinnen unterliegt zahlreichen Confoundern, die unabhängig von den klassischen klinischen Parametern, eine Vergleichbarkeit mit anderen, großen Kollektiven erschwert und somit unter Umständen schlechtere Therapiequalität widerspiegelt, die jedoch nicht zwangsläufig real anzutreffen ist.
AB - Einführung: Derzeit kann nicht prospektiv belegt werden, dass die Einhaltung operativer Qualitätsparameter im Rahmen der Qualitätssicherung des Mammakarzinoms mit einer Verbesserung des krankheitsfreien Überlebens und Gesamtüberlebens verbunden ist. Aufgrund eines fehlenden nationalen klinischen Krebsregisters können Daten zum krankheitsfreien Überleben bzw. Gesamtüberleben vielfach nur durch retrospektive Erhebungen erfasst werden. Allerdings muss aufgrund von Selektions- und Observationsfehlern angenommen werden, dass die entsprechenden Daten eine hohe Fehlerrate aufweisen, deren Ausmaß schwierig abzuschätzen ist. Material und Methode: Von n = 710 Mammakarzinompatientinnen, die im Zeitraum von 1997–1999 an der Universitätsfrauenklinik Frankfurt behandelt wurden, wurden Überlebensdaten retrospektiv erfasst. Eine vollständige Datenerfassung konnte nur für 471 Patientinnen erzielt werden. Der Einfluss von Selektions- und Information-Bias auf die Datenqualität und das Überleben der Patientinnen sollte überprüft werden. Ergebnisse: Das Untersuchungskollektiv zeichnete sich im Vergleich zu großen Populationskollektiven durch einen höheren Anteil an Risikopatientinnen aus (nodal positiv, höhere Tumorgröße). Überraschenderweise war die mediane Beobachtungszeit in der Gruppe der verstorbenen Patientinnen 1,7-fach größer als bei den zensierten Fällen, während sich in Vergleichsuntersuchungen ein umgekehrter Zusammenhang zeigt. Dies lässt auf einen „Information-Bias“ schließen, bei dem v. a. bei krankheitsfreien Patientinnen ein „loss of follow-up“ auftrat. Die Einflussgröße dieses Bias wurde daher durch eine Simulation abgeschätzt. Als Ergebnis wurde im Vergleich zur retrospektiven Studie ein möglicher Unterschied bez. des 5-Jahres-Überlebens von 13,9 % (73,5 ± 3,1 % vs. 87,4 ± 1,5 %) erhalten. Zusammenfassung: Die retrospektive Überlebensanalyse von Patientinnen unterliegt zahlreichen Confoundern, die unabhängig von den klassischen klinischen Parametern, eine Vergleichbarkeit mit anderen, großen Kollektiven erschwert und somit unter Umständen schlechtere Therapiequalität widerspiegelt, die jedoch nicht zwangsläufig real anzutreffen ist.
UR - http://www.scopus.com/inward/record.url?scp=75549087226&partnerID=8YFLogxK
U2 - 10.1055/s-0029-1240728
DO - 10.1055/s-0029-1240728
M3 - Zeitschriftenaufsätze
AN - SCOPUS:75549087226
SN - 0016-5751
VL - 70
SP - 41
EP - 46
JO - Geburtshilfe und Frauenheilkunde
JF - Geburtshilfe und Frauenheilkunde
IS - 1
ER -