TY - JOUR
T1 - Inanspruchnahme von Physiotherapie im Kindes- und Jugendalter - Ergebnisse aus der KiGGS-Basiserhebung
AU - Weber, A.
AU - Karch, D.
AU - Thyen, U.
AU - Rommel, A.
AU - Schlack, R.
AU - Hölling, H.
AU - Von Kries, R.
PY - 2017/3/1
Y1 - 2017/3/1
N2 - Ziel der Studie: Der populationsbezogene Einsatz von Physiotherapie bei Kindern und Jugendlichen wurde bisher ausschließlich anhand von Krankenkassendaten analysiert, die weder anamnestische noch soziale Faktoren berücksichtigen können. Mithilfe der KiGGS-Basiserhebung ist es möglich die Inanspruchnahme von Physiotherapie auf Grund von elternberichteten gesundheitlichen Einschränkungen und sozialen Faktoren zu untersuchen.Methodik: In der KiGGS-Basiserhebung identifizierbare Determinanten für die Inanspruchnahme von Physiotherapie in den letzten 12 Monaten wurden bivariat untersucht und multivariat in logistischen Regressionsmodellen überprüft. Folgende Determinanten wurden berücksichtigt: soziale Faktoren, gesundheitliche Einschränkungen und psychische Auffälligkeiten. Der Anteil an der Inanspruchnahme von Physiotherapie, welcher durch diese Determinanten erklärt werden kann, wurde mittels populationsattributabler Risikofraktion geschätzt.Ergebnisse: Die Häufigkeit der Inanspruchnahme von Physiotherapie in den letzten 12 Monaten bei den 0 bis 17-Jährigen in der KiGGS-Basiserhebung betrug 6,4%. Der sozioökonomische Status der Eltern war nicht mit der Inanspruchnahme von Physiotherapie assoziiert. Ein Migrationshintergrund verringerte die Wahrscheinlichkeit der Inanspruchnahme von Physiotherapie z. B. bei Kindern im Alter von 0 bis 2 Jahre (ORadjustiert: 0,5 [95% KI: 0,2–1,0]). Der Anteil der Kinder und Jugendlichen mit Skoliose, bei welchen die Inanspruchnahme von Physiotherapie berichtete wurde, war im Säuglingsalter fast doppelt so hoch wie bei Jugendlichen (58,4 vs. 34,4%). Maximal 15% der Kinder und Jugendlichen mit Rückenschmerzen berichteten eine Inanspruchnahme von Physiotherapie. Bei diagnostiziertem ADHS im Vorschulalter (ORadjustiert: 5,1 [95% KI: 1,4–18,6]) war die Wahrscheinlichkeit der Inanspruchnahme von Physiotherapie erhöht. Bei den 0 bis 2-Jährigen konnten die in der KiGGS-Basiserhebung erfassten gesundheitlichen Einschränkungen die Inanspruchnahme zu 37% erklären, in den anderen Altersgruppen zu 59 bis 62%.Schlussfolgerung: Der Vergleich der KIGGS-Basiserhebung und Krankenkassendaten zeigt ähnliche Inanspruchnahmehäufigkeiten und – muster für Physiotherapie und kann deshalb für die Analyse von Versorgungsfragestellungen zur Inanspruchnahme von Physiotherapie genutzt werden. Hierbei zeigen sich Hinweise auf mögliche Defizite in der Versorgung. Eine Überprüfung dieser Hypothesen anhand vertiefter Analysen von Krankenkassendaten ist sinnvoll.
AB - Ziel der Studie: Der populationsbezogene Einsatz von Physiotherapie bei Kindern und Jugendlichen wurde bisher ausschließlich anhand von Krankenkassendaten analysiert, die weder anamnestische noch soziale Faktoren berücksichtigen können. Mithilfe der KiGGS-Basiserhebung ist es möglich die Inanspruchnahme von Physiotherapie auf Grund von elternberichteten gesundheitlichen Einschränkungen und sozialen Faktoren zu untersuchen.Methodik: In der KiGGS-Basiserhebung identifizierbare Determinanten für die Inanspruchnahme von Physiotherapie in den letzten 12 Monaten wurden bivariat untersucht und multivariat in logistischen Regressionsmodellen überprüft. Folgende Determinanten wurden berücksichtigt: soziale Faktoren, gesundheitliche Einschränkungen und psychische Auffälligkeiten. Der Anteil an der Inanspruchnahme von Physiotherapie, welcher durch diese Determinanten erklärt werden kann, wurde mittels populationsattributabler Risikofraktion geschätzt.Ergebnisse: Die Häufigkeit der Inanspruchnahme von Physiotherapie in den letzten 12 Monaten bei den 0 bis 17-Jährigen in der KiGGS-Basiserhebung betrug 6,4%. Der sozioökonomische Status der Eltern war nicht mit der Inanspruchnahme von Physiotherapie assoziiert. Ein Migrationshintergrund verringerte die Wahrscheinlichkeit der Inanspruchnahme von Physiotherapie z. B. bei Kindern im Alter von 0 bis 2 Jahre (ORadjustiert: 0,5 [95% KI: 0,2–1,0]). Der Anteil der Kinder und Jugendlichen mit Skoliose, bei welchen die Inanspruchnahme von Physiotherapie berichtete wurde, war im Säuglingsalter fast doppelt so hoch wie bei Jugendlichen (58,4 vs. 34,4%). Maximal 15% der Kinder und Jugendlichen mit Rückenschmerzen berichteten eine Inanspruchnahme von Physiotherapie. Bei diagnostiziertem ADHS im Vorschulalter (ORadjustiert: 5,1 [95% KI: 1,4–18,6]) war die Wahrscheinlichkeit der Inanspruchnahme von Physiotherapie erhöht. Bei den 0 bis 2-Jährigen konnten die in der KiGGS-Basiserhebung erfassten gesundheitlichen Einschränkungen die Inanspruchnahme zu 37% erklären, in den anderen Altersgruppen zu 59 bis 62%.Schlussfolgerung: Der Vergleich der KIGGS-Basiserhebung und Krankenkassendaten zeigt ähnliche Inanspruchnahmehäufigkeiten und – muster für Physiotherapie und kann deshalb für die Analyse von Versorgungsfragestellungen zur Inanspruchnahme von Physiotherapie genutzt werden. Hierbei zeigen sich Hinweise auf mögliche Defizite in der Versorgung. Eine Überprüfung dieser Hypothesen anhand vertiefter Analysen von Krankenkassendaten ist sinnvoll.
UR - http://www.scopus.com/inward/record.url?scp=85018265736&partnerID=8YFLogxK
U2 - 10.1055/s-0042-100728
DO - 10.1055/s-0042-100728
M3 - Zeitschriftenaufsätze
C2 - 27056714
AN - SCOPUS:85018265736
SN - 0941-3790
VL - 79
SP - 164
EP - 173
JO - Gesundheitswesen
JF - Gesundheitswesen
IS - 3
ER -