TY - JOUR
T1 - Elektrophysiologische Befunde bei Farbselektionsprozessen
AU - Johannes, S.
AU - Munte, T. F.
AU - Mangun, G. R.
N1 - Copyright:
Copyright 2007 Elsevier B.V., All rights reserved.
PY - 1995
Y1 - 1995
N2 - Vor der bewußten Wahrnehmung von Reizen erfolgt anhand von bestimmten Kriterien eine Selektion und Verarbeitung im Gehirn. Ein mögliches Selektionskriterium stellt die Farbe der Reize dar. Aus früheren Untersuchungen ist bekannt, daß Farbe und Farbselektion die ereigniskorrelierten Potentiale beeinflussen. Als Korrelate der Farbselektion wurden eine frontal lokalisierte Positivität im Zeitbereich um 200 ms sowie eine breiter über den Kopf verteilte Negativität im Zeitbereich zwischen 150 und 350 ms beschrieben. In den hier dargestellten Versuchen werden die Mechanismen der Farbselektion anhand der Registrierung von ereigniskorrelierten Potentialen auf ihre Farbspezifität und ihre topographische Verteilung mittels Errechnung von Isopotentiallinien untersucht. In zwei verschiedenen Versuchen hatten jeweils dieselben 8 gesunden Probanden die Aufgabe, von Reizen, die in zwei verschiedenen Farben präsentiert wurden, diejenigen einer bestimmten Farbe zu beachten und beim Auftreten von definierten Zielreizen der beachteten Farbe eine Taste zu betätigen. Die andere Farbe war zu ignorieren. Zwischen beiden Versuchen wurden die physikalischen Charakteristika der Reize in Bezug auf die Form und die Definition der Zielreize variiert, um eine Separation von farbspezifischen und nicht farbspezifischen Selektionsprozessen zu erlauben. Für die Farbselektion spezifische Veränderungen der ereigniskorrelierten Potentiale müssen unabhängig von den physikalischen Versuchsbedingungen gleichermaßen in beiden Versuchen nachweisbar sein, während andere, unspezifische Selektionsprozesse zwischen den Versuchen variieren können. Die frühesten Effekte der Farbselektion auf die ereigniskorrelierten Potentiale fanden sich ab 200 ms nach Reizpräsentation. Während die Latenz der frontal lokalisierten P2-Komponente signifikant zwischen beiden Versuchen variierte, konnte eine überlagerte, frontal verteilte Positivität im Zeitbereich von 200-250 ms nach Reizpräsentation separiert werden, die nicht zwischen den Versuchen variierte. Weiterhin trat eine breiter über den Kopf verteilte Negativität im Zeitbereich von 250-500 ms auf. Während die frontale Po-sitivität zwischen beiden Versuchen in Bezug auf Latenz und Amplitude nicht differierte, war der Effekt der Farbselektion auf die Amplitude der Negativität in einem Versuch signifikant größer als in dem anderen. Dieser Befund wird als Indiz dafür interpretiert, daß die frühe Positivität im Gegensatz zur späteren Negativität ein farbselektionsspezifisches Korrelat ist und auch unabhängig von der P2-Komponente ist. Die Errechnung von Isopotentiallinien für die frühe Positivität zeigt, daß diese ein frontal lokalisierter Prozeß ist.
AB - Vor der bewußten Wahrnehmung von Reizen erfolgt anhand von bestimmten Kriterien eine Selektion und Verarbeitung im Gehirn. Ein mögliches Selektionskriterium stellt die Farbe der Reize dar. Aus früheren Untersuchungen ist bekannt, daß Farbe und Farbselektion die ereigniskorrelierten Potentiale beeinflussen. Als Korrelate der Farbselektion wurden eine frontal lokalisierte Positivität im Zeitbereich um 200 ms sowie eine breiter über den Kopf verteilte Negativität im Zeitbereich zwischen 150 und 350 ms beschrieben. In den hier dargestellten Versuchen werden die Mechanismen der Farbselektion anhand der Registrierung von ereigniskorrelierten Potentialen auf ihre Farbspezifität und ihre topographische Verteilung mittels Errechnung von Isopotentiallinien untersucht. In zwei verschiedenen Versuchen hatten jeweils dieselben 8 gesunden Probanden die Aufgabe, von Reizen, die in zwei verschiedenen Farben präsentiert wurden, diejenigen einer bestimmten Farbe zu beachten und beim Auftreten von definierten Zielreizen der beachteten Farbe eine Taste zu betätigen. Die andere Farbe war zu ignorieren. Zwischen beiden Versuchen wurden die physikalischen Charakteristika der Reize in Bezug auf die Form und die Definition der Zielreize variiert, um eine Separation von farbspezifischen und nicht farbspezifischen Selektionsprozessen zu erlauben. Für die Farbselektion spezifische Veränderungen der ereigniskorrelierten Potentiale müssen unabhängig von den physikalischen Versuchsbedingungen gleichermaßen in beiden Versuchen nachweisbar sein, während andere, unspezifische Selektionsprozesse zwischen den Versuchen variieren können. Die frühesten Effekte der Farbselektion auf die ereigniskorrelierten Potentiale fanden sich ab 200 ms nach Reizpräsentation. Während die Latenz der frontal lokalisierten P2-Komponente signifikant zwischen beiden Versuchen variierte, konnte eine überlagerte, frontal verteilte Positivität im Zeitbereich von 200-250 ms nach Reizpräsentation separiert werden, die nicht zwischen den Versuchen variierte. Weiterhin trat eine breiter über den Kopf verteilte Negativität im Zeitbereich von 250-500 ms auf. Während die frontale Po-sitivität zwischen beiden Versuchen in Bezug auf Latenz und Amplitude nicht differierte, war der Effekt der Farbselektion auf die Amplitude der Negativität in einem Versuch signifikant größer als in dem anderen. Dieser Befund wird als Indiz dafür interpretiert, daß die frühe Positivität im Gegensatz zur späteren Negativität ein farbselektionsspezifisches Korrelat ist und auch unabhängig von der P2-Komponente ist. Die Errechnung von Isopotentiallinien für die frühe Positivität zeigt, daß diese ein frontal lokalisierter Prozeß ist.
UR - http://www.scopus.com/inward/record.url?scp=0029078843&partnerID=8YFLogxK
U2 - 10.1055/s-2008-1060222
DO - 10.1055/s-2008-1060222
M3 - Zeitschriftenaufsätze
AN - SCOPUS:0029078843
SN - 0012-7590
VL - 26
SP - 83
EP - 88
JO - EEG-EMG Zeitschrift fur Elektroenzephalographie Elektromyographie und Verwandte Gebiete
JF - EEG-EMG Zeitschrift fur Elektroenzephalographie Elektromyographie und Verwandte Gebiete
IS - 2
ER -