Abstract

Kernaussagen
Bedeutung des EKG

In der Notfallsituation ist die Registrierung eines 12-Kanal-EKG unverzichtbar und häufig diagnoseweisend. Zusammen mit Fremd- oder Eigenanamnese erlaubt es, akute Probleme einzuordnen und therapeutische Schritte einzuleiten.

EKG beim akuten Koronarsyndrom

Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die häufigste Todesursache in Deutschland und das akute Koronarsyndrom eine der häufigsten Diagnosen im Rettungsdienst und in Notfallaufnahmen.

Typische EKG‐Veränderungen sind das wichtigste und schnellste diagnostische Kriterium für einen akuten STEMI. Die sofortige Ableitung und korrekte Interpretation eines 12-Kanal-EKGs durch den medizinischen Erstkontakt ist unumgänglich.

Bei unauffälligem Ruhe-EKG und persistierenden Beschwerden ist die Ableitung der posterolateralen Brustwandableitungen V7–9 notwendig.

Bei ST‐Streckenhebungen in den inferioren Ableitungen (II, III, aVF) sollte eine rechtsventrikuläre Beteiligung durch Anfertigung eines EKGs mit den rechtsventrikulären Ableitungen (insbesondere V3R und V4R) untersucht werden.

Das EKG muss immer im Zusammenhang mit der Klinik und einer Risikostratifizierung im Rahmen einer ausführlichen Anamnese beurteilt werden.

Bei initial unauffälligem oder nicht eindeutigem EKG sollten weitere 12-Kanal-EKGs nach 6 und 24 Stunden oder bei neuerlichen Beschwerden angefertigt werden.

EKG bei Rhythmusstörungen

Rhythmusstörungen können vielfältige Symptome hervorrufen: Schwindel, Synkopen, „Krampfanfälle“, Herzrasen, aber auch Angina pectoris.

Schmalkomplex-Tachykardien mit V. a. AVNRT oder AVRT mit retrograd leitender Bahn können zuverlässig mit Adenosin i. v. terminiert werden.

Breitkomplex-Tachykardien sollten bis zum Beweis des Gegenteils stets als ventrikulären Ursprungs angesehen und therapiert werden.

Die unverzügliche elektrische Kardioversion stellt bei hämodynamisch instabilen Patienten die Methode der Wahl zur Rhythmisierung dar.

Vorsicht mit Gabe von Kalzium-Antagonisten bei Breitkomplex-Tachykardien in Unkenntnis der kardialen Grunderkrankung des Patienten (Cave: linksventrikuläre Ejektionsfraktion etc.).

Medikamentöse Alternative bei V. a. VT ist die i. v. Gabe von Amiodaron.

Bei Rhythmusstörungen im Kindesalter ist die kardiale Vorgeschichte (kardiale Operationen?) von größter Bedeutung.

Stellenwert der EKG‐Diagnostik in der Notfallmedizin

Einfach, schnell und günstig durchführbares Diagnostikum am Einsatzort.

Differenzialdiagnostisch häufig wegweisend.

Sollte daher im Rahmen der Erstversorgung auch bei untypischem Beschwerdebild unbedingt durchgeführt werden.

Original languageGerman
JournalNotfallmedizin Up2date
Volume5
Pages (from-to)193-208
Number of pages16
DOIs
Publication statusPublished - 01.09.2010

Research Areas and Centers

  • Academic Focus: Center for Brain, Behavior and Metabolism (CBBM)

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