TY - JOUR
T1 - Dislozierte Klavikulafrakturen im Kindes- und Jugendalter: Wer profitiert von einer Operation?
AU - Prinz, K. S.
AU - Rapp, M.
AU - Kraus, R.
AU - Wessel, L. M.
AU - Kaiser, M. M.
PY - 2010/1/1
Y1 - 2010/1/1
N2 - Hintergrund: Im Kindesalter gelten Klavikulafrakturen als Domäne der konservativen Behandlung. Es existieren jedoch keine Daten, ob damit bei dislozierten Frakturen in allen Altersklassen sehr gute funktionelle Ergebnisse erzielt werden. Ebenso finden das kosmetische Ergebnis und die Zufriedenheit der Patienten kaum Berücksichtigung. Patienten und Methode: Retrospektiv wurden die Daten von Patienten mit dislozierter Klavikulafraktur hinsichtlich Behandlungsmethode, Komplikationen sowie der Schmerzwahrnehmung ausgewertet. In der Nachuntersuchung wurde die Schulterfunktion mit dem Constant-Score ermittelt, beide Schlüsselbeine sonografiert und die Patientenzufriedenheit unter Berücksichtigung des kosmetischen Ergebnisses (ZUF-8) erfasst. Ergebnisse: Zwischen 1/1997 und 12/2007 wurden 101 Kinder und Jugendliche unter 17 Jahren wegen einer dislozierten Klavikulafraktur behandelt. 59 Patienten mit 60 dislozierten Klavikulafrakturen konnten 1–10 Jahre nach dem Unfallereignis nachuntersucht werden. Von diesen dislozierten Frakturen waren 50 konservativ und 10 operativ versorgt worden. Alle Patienten unter 10 Jahre wurden konservativ behandelt und erreichten sehr gute funktionelle und kosmetische Ergebnisse bei hoher Patientenzufriedenheit. Einzig eine 8-jährige Patientin entwickelte eine schmerzhafte Pseudarthrose, welche jedoch nach Resektion und intramedullärer Stabilisierung ein sehr gutes Outcome aufwies. Von den Patienten über 10 Jahre wurden 22 Frakturen konservativ und 10 operativ versorgt (K-Draht-Osteosynthese n = 2, intramedulläre Stabilisierung/ESIN-Osteosynthese n = 8 bei 7 Patienten). Beide Gruppen wiesen, verglichen mit den jüngeren Kindern, eine gleich gute Schulterfunktion auf, jedoch waren die allgemeine und kosmetische Patientenzufriedenheit deutlich schlechter. Im Vergleich zwischen den operierten und konservativ behandelten Kindern > 10 Jahre zeigte sich eine signifikant höhere Schmerzangabe während der konservativen Behandlung. Operierte Patienten bewerteten die sofortige spontane Mobilisation als äußerst positiv. Schlussfolgerung: Für Kinder unter 10 Jahren ist die konservative Behandlung dislozierter Frakturen ohne Begleitverletzung bei adäquater Schmerztherapie die Methode der Wahl. Ältere Kinder erzielen gute funktionelle Ergebnisse, beklagen aber längerfristige Schmerzen und sind mit der längeren Immobilisation unzufrieden. Somit profitieren aktive Jugendliche bei dislozierten Klavikulafrakturen von einer intramedullären Stabilisierung (ESIN).
AB - Hintergrund: Im Kindesalter gelten Klavikulafrakturen als Domäne der konservativen Behandlung. Es existieren jedoch keine Daten, ob damit bei dislozierten Frakturen in allen Altersklassen sehr gute funktionelle Ergebnisse erzielt werden. Ebenso finden das kosmetische Ergebnis und die Zufriedenheit der Patienten kaum Berücksichtigung. Patienten und Methode: Retrospektiv wurden die Daten von Patienten mit dislozierter Klavikulafraktur hinsichtlich Behandlungsmethode, Komplikationen sowie der Schmerzwahrnehmung ausgewertet. In der Nachuntersuchung wurde die Schulterfunktion mit dem Constant-Score ermittelt, beide Schlüsselbeine sonografiert und die Patientenzufriedenheit unter Berücksichtigung des kosmetischen Ergebnisses (ZUF-8) erfasst. Ergebnisse: Zwischen 1/1997 und 12/2007 wurden 101 Kinder und Jugendliche unter 17 Jahren wegen einer dislozierten Klavikulafraktur behandelt. 59 Patienten mit 60 dislozierten Klavikulafrakturen konnten 1–10 Jahre nach dem Unfallereignis nachuntersucht werden. Von diesen dislozierten Frakturen waren 50 konservativ und 10 operativ versorgt worden. Alle Patienten unter 10 Jahre wurden konservativ behandelt und erreichten sehr gute funktionelle und kosmetische Ergebnisse bei hoher Patientenzufriedenheit. Einzig eine 8-jährige Patientin entwickelte eine schmerzhafte Pseudarthrose, welche jedoch nach Resektion und intramedullärer Stabilisierung ein sehr gutes Outcome aufwies. Von den Patienten über 10 Jahre wurden 22 Frakturen konservativ und 10 operativ versorgt (K-Draht-Osteosynthese n = 2, intramedulläre Stabilisierung/ESIN-Osteosynthese n = 8 bei 7 Patienten). Beide Gruppen wiesen, verglichen mit den jüngeren Kindern, eine gleich gute Schulterfunktion auf, jedoch waren die allgemeine und kosmetische Patientenzufriedenheit deutlich schlechter. Im Vergleich zwischen den operierten und konservativ behandelten Kindern > 10 Jahre zeigte sich eine signifikant höhere Schmerzangabe während der konservativen Behandlung. Operierte Patienten bewerteten die sofortige spontane Mobilisation als äußerst positiv. Schlussfolgerung: Für Kinder unter 10 Jahren ist die konservative Behandlung dislozierter Frakturen ohne Begleitverletzung bei adäquater Schmerztherapie die Methode der Wahl. Ältere Kinder erzielen gute funktionelle Ergebnisse, beklagen aber längerfristige Schmerzen und sind mit der längeren Immobilisation unzufrieden. Somit profitieren aktive Jugendliche bei dislozierten Klavikulafrakturen von einer intramedullären Stabilisierung (ESIN).
UR - http://www.scopus.com/inward/record.url?scp=77952785232&partnerID=8YFLogxK
U2 - 10.1055/s-0029-1186155
DO - 10.1055/s-0029-1186155
M3 - Zeitschriftenaufsätze
C2 - 20135591
AN - SCOPUS:77952785232
SN - 1864-6697
VL - 148
SP - 60
EP - 65
JO - Zeitschrift für Orthopädie und Unfallchirurgie
JF - Zeitschrift für Orthopädie und Unfallchirurgie
IS - 1
ER -