TY - JOUR
T1 - Die Bezugsrahmentheorie - Eine Grundlage zum Verständnis von kontextuellen Psychotherapiemethoden
AU - Kensche, M.
AU - Schweiger, U.
N1 - Publisher Copyright:
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart, New York.
PY - 2015/7/1
Y1 - 2015/7/1
N2 - Therapeuten müssen sich mit verbalen Systemen auseinandersetzen und oft mit verbalem Austausch arbeiten. Deshalb ist eine psychologische Theorie erforderlich, die dem Therapeuten vermittelt, wie er diese Aufgabe bewältigen kann. Die BRT ist eine solche Theorie über menschliche Sprache und Kognition. Sie erklärt, wie Menschen in ihrem verbalen Verhalten Reize miteinander in Beziehung setzen und aufgrund der resultierenden Beziehungen nach ihnen handeln oder auf diese reagieren. Dieses Verhalten wird sehr früh im Verlauf des Spracherwerbs gelernt und fungiert als ein generalisierter Operant. Voraussetzung dafür ist die Fähigkeit des Menschen zur mentalen Simulation. Dadurch kann er zwischen einzelnen Reizen vielfältige Bezugsrahmen konstruieren. Ohne Bezugsrahmen können Menschen nicht funktionieren. Die Fähigkeit zur Herstellung eines Bezugsrahmens ist die Voraussetzung für die Ausbildung von regelgeleitetem Verhalten. Regelgeleitetes Verhalten ökonomisiert komplexe Entscheidungsprozesse, schafft interpersonelle Sicherheit und ermöglicht es, mit Ereignissen umzugehen, bevor diese stattfinden. Dieselben Eigenschaften, die dem Menschen effektives Problemlösen ermöglichen, können auf der anderen Seite auch zur rigiden Befolgung von Regeln und Erlebnisvermeidung beitragen. Sind Bezugsrahmen einmal hergestellt, überwiegt diese Methode vor anderen Quellen der Verhaltensregulierung. Damit kann sie zur Grundlage von Psychopathologie werden. Schlechte kontextuelle Kontrolle erschwert es dem Menschen, dem gegenwärtigen Augenblick seine flexible, konzentrierte und willensgesteuerte Aufmerksamkeit zu widmen und sein Handeln an der unmittelbaren Gegenwart auszurichten. Kontextuelle Psychotherapiemethoden, die auf der BRT aufbauen, setzen genau an diesem Punkt an: Durch gezielte Etablierung von neuen Kontingenzen in der therapeutischen Interaktion, durch systematische Stärkung des metakognitiven Modus und durch Etablierung von neuen Regeln, die eine Veränderung in regelgeleitetem Verhalten ermöglichen, wird dysfunktionales regelgeleitetes Verhalten unterminiert und gewünschtes Verhalten aufgebaut. Dadurch kann jeder therapeutische Prozess effektiver gestaltet werden – unabhängig von den vorgetragenen Beschwerden der Patienten.
AB - Therapeuten müssen sich mit verbalen Systemen auseinandersetzen und oft mit verbalem Austausch arbeiten. Deshalb ist eine psychologische Theorie erforderlich, die dem Therapeuten vermittelt, wie er diese Aufgabe bewältigen kann. Die BRT ist eine solche Theorie über menschliche Sprache und Kognition. Sie erklärt, wie Menschen in ihrem verbalen Verhalten Reize miteinander in Beziehung setzen und aufgrund der resultierenden Beziehungen nach ihnen handeln oder auf diese reagieren. Dieses Verhalten wird sehr früh im Verlauf des Spracherwerbs gelernt und fungiert als ein generalisierter Operant. Voraussetzung dafür ist die Fähigkeit des Menschen zur mentalen Simulation. Dadurch kann er zwischen einzelnen Reizen vielfältige Bezugsrahmen konstruieren. Ohne Bezugsrahmen können Menschen nicht funktionieren. Die Fähigkeit zur Herstellung eines Bezugsrahmens ist die Voraussetzung für die Ausbildung von regelgeleitetem Verhalten. Regelgeleitetes Verhalten ökonomisiert komplexe Entscheidungsprozesse, schafft interpersonelle Sicherheit und ermöglicht es, mit Ereignissen umzugehen, bevor diese stattfinden. Dieselben Eigenschaften, die dem Menschen effektives Problemlösen ermöglichen, können auf der anderen Seite auch zur rigiden Befolgung von Regeln und Erlebnisvermeidung beitragen. Sind Bezugsrahmen einmal hergestellt, überwiegt diese Methode vor anderen Quellen der Verhaltensregulierung. Damit kann sie zur Grundlage von Psychopathologie werden. Schlechte kontextuelle Kontrolle erschwert es dem Menschen, dem gegenwärtigen Augenblick seine flexible, konzentrierte und willensgesteuerte Aufmerksamkeit zu widmen und sein Handeln an der unmittelbaren Gegenwart auszurichten. Kontextuelle Psychotherapiemethoden, die auf der BRT aufbauen, setzen genau an diesem Punkt an: Durch gezielte Etablierung von neuen Kontingenzen in der therapeutischen Interaktion, durch systematische Stärkung des metakognitiven Modus und durch Etablierung von neuen Regeln, die eine Veränderung in regelgeleitetem Verhalten ermöglichen, wird dysfunktionales regelgeleitetes Verhalten unterminiert und gewünschtes Verhalten aufgebaut. Dadurch kann jeder therapeutische Prozess effektiver gestaltet werden – unabhängig von den vorgetragenen Beschwerden der Patienten.
UR - http://www.scopus.com/inward/record.url?scp=84936935754&partnerID=8YFLogxK
U2 - 10.1055/s-0034-1399897
DO - 10.1055/s-0034-1399897
M3 - Zeitschriftenaufsätze
C2 - 26158614
AN - SCOPUS:84936935754
SN - 0937-2032
VL - 65
SP - 273
EP - 284
JO - PPmP Psychotherapie Psychosomatik Medizinische Psychologie
JF - PPmP Psychotherapie Psychosomatik Medizinische Psychologie
IS - 7
ER -