TY - JOUR
T1 - Diagnostik und Therapie bei neuroendokrinen Neoplasien mit unklarem Primarius - ein Plädoyer für die offene Exploration
AU - Begum, N.
AU - Hubold, C.
AU - Buchmann, I.
AU - Thorns, C.
AU - Bouchard, R.
AU - Lubienski, A.
AU - Schlöricke, E.
AU - Zimmermann, M.
AU - Lehnert, H.
AU - Bruch, H. P.
AU - Bürk, C. G.
N1 - Publisher Copyright:
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York.
Copyright:
Copyright 2018 Elsevier B.V., All rights reserved.
PY - 2014/10/1
Y1 - 2014/10/1
N2 - Hintergrund: Neuroendokrine Neoplasien (NEN) sind seltene und heterogene Tumoren. Die mit unklarem Primarius (N-CUP) stellen eine Untergruppe mit schlechter Prognose dar. Die Resektion des Primarius ist die Voraussetzung für einen kurativen Ansatz, sodass sich die Frage nach dem sinnvollsten diagnostischen und therapeutischen Vorgehen bei N-CUP stellt.
Patienten/Methoden: Die Datenbankauswertung von 03/1990 bis 03/2011 ergab 35 N-CUP aus 261 Fällen mit NEN. Es wurde unterteilt in Patienten, bei denen nach operativer Exploration ein Primarius gesichert wurde (Kollektiv 1 = K1, n = 10), durch operative Exploration kein Primarius gesichert wurde (K2, n = 10) und in Patienten, die nicht operativ exploriert wurden (K3, n = 13).
Ergebnisse: Die N-CUP-Rate beträgt bei Erstvorstellung 13,4 % (35/261), nach erneuter Diagnostik im Zentrum 12,7 % (33/261) und nach operativer Exploration 8,8 % (23/261). Das Geschlechterverhältnis ist ausgeglichen, das mittlere Alter ist mit 63,8 Jahren (J) in der CUP-Gruppe signifikant höher als in der Gesamtgruppe (55,9 J, p = 0,004). Das 5-Jahres-Überleben (JÜL) ist 58 % (Gesamtgruppe: 72 %, n. s.). Operativ exploriert wurden 60,6 % (20/33), von denen 30 % (6/20) inoperabel waren. Bei 20 % (4/20) erfolgte die R0-Resektion von solitären Metastasen ohne Primariusdarstellung und bei 50 % (10/20) konnte der Primarius intraoperativ lokalisiert werden (8 × Dünndarm, 2 × Pankreas). Hier erfolgte in 70 % (7/10) eine R0-Resektion und in 30 % eine Primariusresektion mit Debulking von Lebermetastasen. In der nicht operierten Gruppe (39,4 %, 13/33) erhielten 69,2 % (9/13) eine Chemotherapie. Das mittlere Alter ist signifikant niedriger in K1 mit 54,9 J, im Vergleich zu K3 mit 68,3 J (p = 0,028), eine männliche Dominanz ist in K3 mit 3,3 : 1 (m : w, n. s.) zu sehen. Der mittlere Ki-67-Index beträgt 4,3, 23,8 und 53 % in K1, K2 und K3 und ist hochsignifikant zwischen (zw.) K1 und K3 (p < 0,0001) und signifikant zw. K2 und K3 (p = 0,035) unterschiedlich. Verstorben sind 20, 30 und 76,9 % in K1, K2 und K3.
Schlussfolgerung: Primärtumoren des Dünndarms und seltener des Pankreas verbergen sich häufig hinter dem CUP-Syndrom bei gut differenzierten NEN. Eine R0-Resektion, auch von solitären Metastasen ohne Primariusnachweis, führt zu einem guten klinischen Ergebnis. Die offene Exploration wird nach Ausschöpfen diagnostischer Möglichkeiten einschließlich der Immunhistochemie (CDX-2, TTF-1) empfohlen, um eine Primariuslokalisation und damit Heilung bei N-CUP zu ermöglichen.
AB - Hintergrund: Neuroendokrine Neoplasien (NEN) sind seltene und heterogene Tumoren. Die mit unklarem Primarius (N-CUP) stellen eine Untergruppe mit schlechter Prognose dar. Die Resektion des Primarius ist die Voraussetzung für einen kurativen Ansatz, sodass sich die Frage nach dem sinnvollsten diagnostischen und therapeutischen Vorgehen bei N-CUP stellt.
Patienten/Methoden: Die Datenbankauswertung von 03/1990 bis 03/2011 ergab 35 N-CUP aus 261 Fällen mit NEN. Es wurde unterteilt in Patienten, bei denen nach operativer Exploration ein Primarius gesichert wurde (Kollektiv 1 = K1, n = 10), durch operative Exploration kein Primarius gesichert wurde (K2, n = 10) und in Patienten, die nicht operativ exploriert wurden (K3, n = 13).
Ergebnisse: Die N-CUP-Rate beträgt bei Erstvorstellung 13,4 % (35/261), nach erneuter Diagnostik im Zentrum 12,7 % (33/261) und nach operativer Exploration 8,8 % (23/261). Das Geschlechterverhältnis ist ausgeglichen, das mittlere Alter ist mit 63,8 Jahren (J) in der CUP-Gruppe signifikant höher als in der Gesamtgruppe (55,9 J, p = 0,004). Das 5-Jahres-Überleben (JÜL) ist 58 % (Gesamtgruppe: 72 %, n. s.). Operativ exploriert wurden 60,6 % (20/33), von denen 30 % (6/20) inoperabel waren. Bei 20 % (4/20) erfolgte die R0-Resektion von solitären Metastasen ohne Primariusdarstellung und bei 50 % (10/20) konnte der Primarius intraoperativ lokalisiert werden (8 × Dünndarm, 2 × Pankreas). Hier erfolgte in 70 % (7/10) eine R0-Resektion und in 30 % eine Primariusresektion mit Debulking von Lebermetastasen. In der nicht operierten Gruppe (39,4 %, 13/33) erhielten 69,2 % (9/13) eine Chemotherapie. Das mittlere Alter ist signifikant niedriger in K1 mit 54,9 J, im Vergleich zu K3 mit 68,3 J (p = 0,028), eine männliche Dominanz ist in K3 mit 3,3 : 1 (m : w, n. s.) zu sehen. Der mittlere Ki-67-Index beträgt 4,3, 23,8 und 53 % in K1, K2 und K3 und ist hochsignifikant zwischen (zw.) K1 und K3 (p < 0,0001) und signifikant zw. K2 und K3 (p = 0,035) unterschiedlich. Verstorben sind 20, 30 und 76,9 % in K1, K2 und K3.
Schlussfolgerung: Primärtumoren des Dünndarms und seltener des Pankreas verbergen sich häufig hinter dem CUP-Syndrom bei gut differenzierten NEN. Eine R0-Resektion, auch von solitären Metastasen ohne Primariusnachweis, führt zu einem guten klinischen Ergebnis. Die offene Exploration wird nach Ausschöpfen diagnostischer Möglichkeiten einschließlich der Immunhistochemie (CDX-2, TTF-1) empfohlen, um eine Primariuslokalisation und damit Heilung bei N-CUP zu ermöglichen.
UR - http://www.scopus.com/inward/record.url?scp=84928546372&partnerID=8YFLogxK
U2 - 10.1055/s-0034-1385252
DO - 10.1055/s-0034-1385252
M3 - Zeitschriftenaufsätze
AN - SCOPUS:84928546372
SN - 0722-219X
VL - 35
SP - 408
EP - 415
JO - Tumor Diagnostik und Therapie
JF - Tumor Diagnostik und Therapie
IS - 7
ER -