TY - JOUR
T1 - Bewertung des Stellenwerts und der Voraussetzungen der medizinischen Habilitation in Deutschland durch die beurteilenden Kommissionen
AU - Sorg, Heiko
AU - Krämer, Robert
AU - Grieswald, Christoph
AU - Schwab, Christian G.G.
AU - Thönnes, Simon
AU - Reinke, Julia M.
AU - Hauser, Jörg
AU - Tilkorn, Daniel J.
N1 - Publisher Copyright:
© 2016
Copyright:
Copyright 2017 Elsevier B.V., All rights reserved.
PY - 2016/10/1
Y1 - 2016/10/1
N2 - ZielsetzungIn Deutschland wird die Habilitation in der Humanmedizin und den Gesundheitswissenschaften von etwa 850 Kandidatinnen und Kandidaten jährlich erfolgreich abgeschlossen. Demgegenüber steht eine nur begrenzte Anzahl akademischer Positionen. Zudem haben sich die Bildungs- und Gesellschaftsstrukturen in den letzten Jahren erheblich verändert, was die Bedeutung des spezifisch deutschen Qualifikationsnachweises infrage stellte. Ziel war es daher, ein aktuelles Meinungsbild der Mitglieder von medizinischen Habilitationskommissionen zu den Voraussetzungen, Verfahren und zur generellen Bedeutung der medizinischen Habilitation zu erfragen sowie potentielle Reformwünsche aus Sicht der Kommission selbst zu erfassen.MethodikDie Untersuchung wurde als online-Umfrage zu sozio-biographischen Merkmalen und zu subjektiven Einschätzungen bzgl. den Bedingungen, Stellenwert, Karrierewegen sowie Reformwünschen der Habilitation durchgeführt.ErgebnisseDie Umfrageteilnehmer schätzten den Stellenwert der Habilitation mit 71,3 % als überwiegend hoch ein. In der medizinischen Auffassung der Humboldt-Trias (Forschung, Lehre, Krankenversorgung) wurden Forschung (94,3 %) und Lehre (89,7 %) als wichtigste Habilitationsvoraussetzungen bewertet. Auf die Frage der Motivation wurde daher auch von 91,0 % die Freude an der Forschung, mit 78,2 % die Freude an der Lehre und mit 65,5 % die besseren beruflichen Zukunftschancen angegeben. Eine Gleichstellung der Habilitation mit einem Ph.D. wird von den Befragten klar abgelehnt (58,6 %). Eine Abschaffung der Habilitation steht mehrheitlich außer Frage, jedoch bestehen klare Wünsche zur Reform, welche vorzugsweise interne Hürden wie die Abhängigkeit von Ordinarien und mehr Transparenz im Verfahren, aber auch die Forderung einer bundeseinheitlichen Habilitationsordnung betreffen.SchlussfolgerungDie medizinische Habilitation hat trotz kontroverser Diskussionen nach Ansicht der Habilitationskommissionen noch immer ihre Bedeutung und wird trotz einiger Kritikpunkte als zeitgemäß eingestuft. Es bestehen jedoch klare Hinweise zur Reform, welche sowohl lokaler, nationaler und internationaler Erneuerungen bedürfen, um eine Chancengleichheit der Kandidaten herzustellen und damit entsprechende Karriereoptionen zu eröffnen.
AB - ZielsetzungIn Deutschland wird die Habilitation in der Humanmedizin und den Gesundheitswissenschaften von etwa 850 Kandidatinnen und Kandidaten jährlich erfolgreich abgeschlossen. Demgegenüber steht eine nur begrenzte Anzahl akademischer Positionen. Zudem haben sich die Bildungs- und Gesellschaftsstrukturen in den letzten Jahren erheblich verändert, was die Bedeutung des spezifisch deutschen Qualifikationsnachweises infrage stellte. Ziel war es daher, ein aktuelles Meinungsbild der Mitglieder von medizinischen Habilitationskommissionen zu den Voraussetzungen, Verfahren und zur generellen Bedeutung der medizinischen Habilitation zu erfragen sowie potentielle Reformwünsche aus Sicht der Kommission selbst zu erfassen.MethodikDie Untersuchung wurde als online-Umfrage zu sozio-biographischen Merkmalen und zu subjektiven Einschätzungen bzgl. den Bedingungen, Stellenwert, Karrierewegen sowie Reformwünschen der Habilitation durchgeführt.ErgebnisseDie Umfrageteilnehmer schätzten den Stellenwert der Habilitation mit 71,3 % als überwiegend hoch ein. In der medizinischen Auffassung der Humboldt-Trias (Forschung, Lehre, Krankenversorgung) wurden Forschung (94,3 %) und Lehre (89,7 %) als wichtigste Habilitationsvoraussetzungen bewertet. Auf die Frage der Motivation wurde daher auch von 91,0 % die Freude an der Forschung, mit 78,2 % die Freude an der Lehre und mit 65,5 % die besseren beruflichen Zukunftschancen angegeben. Eine Gleichstellung der Habilitation mit einem Ph.D. wird von den Befragten klar abgelehnt (58,6 %). Eine Abschaffung der Habilitation steht mehrheitlich außer Frage, jedoch bestehen klare Wünsche zur Reform, welche vorzugsweise interne Hürden wie die Abhängigkeit von Ordinarien und mehr Transparenz im Verfahren, aber auch die Forderung einer bundeseinheitlichen Habilitationsordnung betreffen.SchlussfolgerungDie medizinische Habilitation hat trotz kontroverser Diskussionen nach Ansicht der Habilitationskommissionen noch immer ihre Bedeutung und wird trotz einiger Kritikpunkte als zeitgemäß eingestuft. Es bestehen jedoch klare Hinweise zur Reform, welche sowohl lokaler, nationaler und internationaler Erneuerungen bedürfen, um eine Chancengleichheit der Kandidaten herzustellen und damit entsprechende Karriereoptionen zu eröffnen.
UR - http://www.scopus.com/inward/record.url?scp=84994891074&partnerID=8YFLogxK
U2 - 10.1016/j.zefq.2016.07.004
DO - 10.1016/j.zefq.2016.07.004
M3 - Zeitschriftenaufsätze
C2 - 27837962
AN - SCOPUS:84994891074
SN - 1865-9217
VL - 115-116
SP - 71
EP - 77
JO - Zeitschrift fur Evidenz, Fortbildung und Qualitat im Gesundheitswesen
JF - Zeitschrift fur Evidenz, Fortbildung und Qualitat im Gesundheitswesen
ER -