TY - JOUR
T1 - Ätiologie und klinische Bedeutung erhöhter Thrombozytenzahlen bei Intensivpatienten: Retrospektive Studie
AU - Banach, M.
AU - Lautenschläger, C.
AU - Kellner, P.
AU - Soukup, J.
PY - 2018/3/1
Y1 - 2018/3/1
N2 - Hintergrund
Eine erhöhte Thrombozytenzahl tritt häufig bei kritisch kranken Patienten auf. Obwohl diese als ein Risikofaktor für schwere Komplikationen betrachtet wird, scheint sie die Prognose der Intensivpatienten nicht zu verschlechtern.
Fragestellung
Ziel dieser Studie war es, die Ätiologie und klinische Relevanz einer Thrombozytenzahl über 450 × 109/l in einem intensivmedizinischen Patientenkollektiv zu untersuchen.
Material und Methoden
In diese retrospektive Beobachtungsstudie wurden für einen 45-monatigen Zeitraum alle Intensivpatienten mit einer Verweildauer von mindestens 4 Tagen eingeschlossen. Die Patienten mit einer Thrombozytenzahl unter 150 × 109/l wurden aus der weiteren Analyse ausgeschlossen. Die evaluierten Patienten wurden in 2 Gruppen geteilt: Thrombozytosegruppe (Thrombozyten >450 × 109/l in mindestens einer Untersuchung) und Kontrollgruppe (Thrombozyten: 150 × 109/l bis 450 × 109/l). Mit univarianten und multiplen Regressionsanalysen wurden Komorbiditäten auf das Auftreten einer Thrombozytose hin untersucht. Darüber hinaus wurde die Assoziation einer erhöhten Thrombozytenzahl in Bezug auf eine Thromboembolie, die intensivmedizinische Verweildauer und Mortalität evaluiert.
Ergebnisse
Ausgewertet wurden die Daten von 307 Patienten: 119 in der Thrombozytosegruppe und 188 in der Kontrollgruppe. Die unabhängige Risikofaktoren einer Thrombozytose waren: SIRS („systemic inflammatory response syndrome“), Beatmungstherapie, akute Hämorrhagie und geringeres Alter. Eine venöse Thromboembolie trat bei 13,4 % der Patienten mit Thrombozytose und bei 4,7 % der Kontrollgruppe auf (Odds Ratio, OR: 3,1; 95 %-Konfidenzintervall, 95 %-KI: 1,3-7,2; p = 0,009). Die durchschnittliche Verweildauer auf der Intensivstation war in der Thrombozytosegruppe signifikant länger als in der Kontrollgruppe (25,2 ± 17,7 vs. 11,7 ± 10,4 Tage; p < 0,0001). Die Mortalität lag bei 11,7 % in der Thrombozytosegruppe, verglichen mit 14,9 % in der Kontrollgruppe, wobei die Patienten mit Thrombozytose einen wesentlich höheren initialen Schwergrad der Erkrankung aufwiesen (Simplified Acute Physiology Score II, SAPS II: 55 vs. 49 Punkte; p < 0,001). In der multifaktoriellen Regressionsanalyse war die Thrombozytose signifikant mit einer Risikosenkung der intensivstationären Mortalität assoziiert (OR: 0,32; 95%-KI: 0,12–0,83; p = 0,019).
Schlussfolgerung
Thrombozytose bei intensivmedizinischen Patienten ist mit einem Auftreten schwerer Komorbiditäten und einem erhöhten Risiko venöser Thromboembolien assoziiert, woraus sich eine verlängerte intensivmedizinische Verweildauer ableiten lässt. Hingegen reduziert eine Thrombozytose bei intensivmedizinischen Patienten das Mortalitätsrisiko und kann somit als Zusatzparameter in der Abschätzung des Verlaufs dienen.
AB - Hintergrund
Eine erhöhte Thrombozytenzahl tritt häufig bei kritisch kranken Patienten auf. Obwohl diese als ein Risikofaktor für schwere Komplikationen betrachtet wird, scheint sie die Prognose der Intensivpatienten nicht zu verschlechtern.
Fragestellung
Ziel dieser Studie war es, die Ätiologie und klinische Relevanz einer Thrombozytenzahl über 450 × 109/l in einem intensivmedizinischen Patientenkollektiv zu untersuchen.
Material und Methoden
In diese retrospektive Beobachtungsstudie wurden für einen 45-monatigen Zeitraum alle Intensivpatienten mit einer Verweildauer von mindestens 4 Tagen eingeschlossen. Die Patienten mit einer Thrombozytenzahl unter 150 × 109/l wurden aus der weiteren Analyse ausgeschlossen. Die evaluierten Patienten wurden in 2 Gruppen geteilt: Thrombozytosegruppe (Thrombozyten >450 × 109/l in mindestens einer Untersuchung) und Kontrollgruppe (Thrombozyten: 150 × 109/l bis 450 × 109/l). Mit univarianten und multiplen Regressionsanalysen wurden Komorbiditäten auf das Auftreten einer Thrombozytose hin untersucht. Darüber hinaus wurde die Assoziation einer erhöhten Thrombozytenzahl in Bezug auf eine Thromboembolie, die intensivmedizinische Verweildauer und Mortalität evaluiert.
Ergebnisse
Ausgewertet wurden die Daten von 307 Patienten: 119 in der Thrombozytosegruppe und 188 in der Kontrollgruppe. Die unabhängige Risikofaktoren einer Thrombozytose waren: SIRS („systemic inflammatory response syndrome“), Beatmungstherapie, akute Hämorrhagie und geringeres Alter. Eine venöse Thromboembolie trat bei 13,4 % der Patienten mit Thrombozytose und bei 4,7 % der Kontrollgruppe auf (Odds Ratio, OR: 3,1; 95 %-Konfidenzintervall, 95 %-KI: 1,3-7,2; p = 0,009). Die durchschnittliche Verweildauer auf der Intensivstation war in der Thrombozytosegruppe signifikant länger als in der Kontrollgruppe (25,2 ± 17,7 vs. 11,7 ± 10,4 Tage; p < 0,0001). Die Mortalität lag bei 11,7 % in der Thrombozytosegruppe, verglichen mit 14,9 % in der Kontrollgruppe, wobei die Patienten mit Thrombozytose einen wesentlich höheren initialen Schwergrad der Erkrankung aufwiesen (Simplified Acute Physiology Score II, SAPS II: 55 vs. 49 Punkte; p < 0,001). In der multifaktoriellen Regressionsanalyse war die Thrombozytose signifikant mit einer Risikosenkung der intensivstationären Mortalität assoziiert (OR: 0,32; 95%-KI: 0,12–0,83; p = 0,019).
Schlussfolgerung
Thrombozytose bei intensivmedizinischen Patienten ist mit einem Auftreten schwerer Komorbiditäten und einem erhöhten Risiko venöser Thromboembolien assoziiert, woraus sich eine verlängerte intensivmedizinische Verweildauer ableiten lässt. Hingegen reduziert eine Thrombozytose bei intensivmedizinischen Patienten das Mortalitätsrisiko und kann somit als Zusatzparameter in der Abschätzung des Verlaufs dienen.
UR - http://www.scopus.com/inward/record.url?scp=85016644515&partnerID=8YFLogxK
U2 - 10.1007/s00063-017-0276-y
DO - 10.1007/s00063-017-0276-y
M3 - Zeitschriftenaufsätze
C2 - 28364184
AN - SCOPUS:85016644515
VL - 113
SP - 101
EP - 107
JO - Medizinische Klinik - Intensivmedizin und Notfallmedizin
JF - Medizinische Klinik - Intensivmedizin und Notfallmedizin
SN - 2193-6218
IS - 2
ER -