Werden die ergebnisse von fragebögen zur messung nicht-kognitiver eigenschaften im rahmen des auswahlverfahrens für medizinstudienplätze durch soziale erwünschtheit verzerrt?

Katrin U. Obst, Linda Brüheim, Jürgen Westermann, Alexander Katalinic, Thomas Kötter*

*Korrespondierende/r Autor/-in für diese Arbeit
2 Zitate (Scopus)

Abstract

Zielsetzung: Eine stärkere Berücksichtigung nicht-kognitiver Eigenschaften in der Studienplatzvergabe im Fach Medizin wäre prinzipiell wünschenswert. Der Einsatz psychometrischer Fragebögen könnte eine ökonomische Ergänzung zum Auswahlgespräch, das vielerorts Teil des Auswahlverfahrens der Hochschulen (AdH) ist, darstellen. Diese Studie untersucht, inwiefern Ergebnisse psychometrischer Fragebögen zur Erfassung nicht-kognitiver Eigenschaften wie Persönlichkeit, Empathie und Stress-Resilienz anfällig für Verzerrungen durch sozial erwünschtes Antwortverhalten sind, wenn Sie im Kontext der Studienplatzvergabe im Fach Medizin eingesetzt werden.

Methodik: Die Studie fand im Rahmen des AdH der Universität zu Lübeck im August 2015 statt. Untersucht wurden folgende Fragebögen: NEO-FFI, SPF und AVEM. In einem experimentellen 2x1-Zwischensubjekt-Design wurde das Antwortverhalten zwischen einer vermeintlichen Auswahlbedingung und einer Kontrollbedingung verglichen. In der Auswahlbedingung wurde den Bewerberinnen und Bewerbern suggeriert, dass die Fragebögen Teil des Auswahlprozesses seien. In der Kontrollbedingung wurde im Vornherein mitgeteilt, dass die Fragebögen Teil einer wissenschaftlichen Begleitstudie sind.

Ergebnisse: Für alle untersuchten Fragebögen weisen die Ergebnisse Unterschiede auf, die auf soziale Erwünschtheit hindeuten. Dabei sind nicht die gesamten Fragebögen betroffen, sondern einzelne Subskalen.

Schlussfolgerung: Die Aussagekraft der untersuchten Fragebögen für den Einsatz in der Auswahlsituation muss in Frage gestellt werden. Zukünftige Studien müssen untersuchen, inwiefern sich die hier gefundenen Unterschiede tatsächlich auf den Auswahlprozess auswirken und welche Implikationen sich daraus für deren Einsatz bei der Studienplatzvergabe im Fach Medizin ergeben.

Titel in ÜbersetzungAre the results of questionnaires measuring non-cognitive characteristics during the selection procedure for medical school application biased by social desirability?
OriginalspracheDeutsch
AufsatznummerDoc75
ZeitschriftGMS Journal for Medical Education
Jahrgang33
Ausgabenummer5
DOIs
PublikationsstatusVeröffentlicht - 01.01.2016

Strategische Forschungsbereiche und Zentren

  • Forschungsschwerpunkt: Gehirn, Hormone, Verhalten - Center for Brain, Behavior and Metabolism (CBBM)
  • Profilbereich: Zentrum für Bevölkerungsmedizin und Versorgungsforschung (ZBV)

Fingerprint

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