Training in iterativer Hypothesenbildung in der psychiatrischen Lehre: Eine randomisierte Studie

S. Lampen-Imkamp, C. Alte, V. Sipos, A. Kordon, F. Hohagen, U. Schweiger, K. G. Kahl*

*Korrespondierende/r Autor/-in für diese Arbeit
    1 Zitat (Scopus)

    Abstract

    Hintergrund
    Die Verbesserung der Lehre ist ein zentrales Anliegen gegenwärtiger Bemühungen zur Reform des Medizinstudiums und ein Qualitätsmerkmal universitärer Einrichtungen. Neben der Vermittlung von krankheitsspezifischem Faktenwissen hat das Erlernen von Interviewtechniken und klinischer Entscheidungskompetenz eine große Bedeutung. Allerdings lassen sich die kognitiven Prozesse eines erfahrenen Klinikers nicht ohne weiteres im Studentenunterricht nachbilden. Deshalb wurde in der vorliegenden Untersuchung der Einfluss eines spezifischen Interviewtrainings in iterativer Hypothesenbildung (IHT) auf die diagnostischen Fertigkeiten von Medizinstudenten in der Psychiatrie untersucht.

    Material und Methoden
    Zweiundsiebzig Medizinstudenten des 9. bis 11, Fachsemesters wurden randomisiert dem herkömmlichen Studentenunterricht (modifiziertes problemorientiertes Lernen) oder der IHT-Gruppe zugeordnet. Nach einem 4-wöchigen Blockunterricht erfolgte eine Prüfung mit simulierten Patienten (SP), die jeweils eine Hauptdiagnose (Major-Depression) sowie komorbide Diagnosen (Zwangsstörung oder Angst- und Abhängigkeitserkrankung) oder klinisch relevante Situationen (akute Suizidalität) darstellten. Zusätzlich wurde eine schriftliche Prüfung mit Multiple-Choice-Fragen durchgeführt.

    Ergebnisse
    Studenten der IHT-Gruppe erkannten häufiger eine akut bestehende Eigengefährdung, diagnostizierten häufiger komorbide psychiatrische Störungen und erfragten mehr diagnostische Kriterien. Bezüglich der schriftlichen Prüfungsergebnisse wurden keine Gruppenunterschiede beobachtet. Die Evaluation der Lehrzufriedenheit ergab eine bessere Benotung der Didaktik und des beruflichen Lerngewinns für das IHT-Training.

    Schlussfolgerungen
    Die Ergebnisse dieser Untersuchung zeigen, dass klinisch-diagnostische Fertigkeiten mit der Methode des iterativen Hypothesenbildens gezielt trainiert werden können. Die schriftlichen Prüfungsergebnisse bleiben vom IHT-Training unbeeinflusst. Die bessere Bewertung für das IHT-Training durch die Studenten zeigt, dass ein Bedarf nach praxisnaher Ausbildung besteht, in der klinisch-diagnostische Fertigkeiten gezielt eingeübt werden.
    Titel in ÜbersetzungTraining in iterative hypothesis testing as part of psychiatric education: A randomized study
    OriginalspracheDeutsch
    ZeitschriftNervenarzt
    Jahrgang83
    Ausgabenummer1
    Seiten (von - bis)64-70
    Seitenumfang7
    ISSN0028-2804
    DOIs
    PublikationsstatusVeröffentlicht - 01.2012

    Strategische Forschungsbereiche und Zentren

    • Forschungsschwerpunkt: Gehirn, Hormone, Verhalten - Center for Brain, Behavior and Metabolism (CBBM)

    Fingerprint

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