Priorisierung in der medizinischen Versorgung: Unabweisbare Aufgabe, unnützer luxus oder spiel mit dem Feuer? Eine sozialmedizinische position1

H. Raspe*

*Korrespondierende/r Autor/-in für diese Arbeit
1 Zitat (Scopus)

Abstract

Während das Thema der Prioritätensetzung in der medizinischen Versorgung im Ausland seit Mitte der 1980er-Jahre diskutiert wird, gelingt es in Deutschland nicht, eine solche Diskussion auch nur zu beginnen. Im Gegenteil, sie wird aktiv unterdrückt. Dabei hilft eine bewusste oder fahrlässige Verwechselung von Priorisierung und Rationierung. Auch die gesundheitspolitische Debatte vernachlässigt immer wieder die Frage, wofür die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) ihre im internationalen Vergleich umfangreichen Mittel einsetzen will; sie konzentriert sich auf die Einnahmeseite. Dies schützt das Postulat der deutschen Gesundheitspolitik, dass jedem GKV-Versicherten alles medizinisch Indizierte jederzeit rasch und uneingeschränkt zur Verfügung stehe. Das Ziel des vorliegenden Beitrages ist es plausibel zu machen, dass Rationierung und Priorisierung zwei ganz unterschiedliche Reflexions- und Handlungsprogramme beinhalten. Dies wird am Beispiel der ersten Empfehlungen der STIKO zur Impfung gegen die pandemische Influenza (H1N1) ausgeführt – unter Rückgriff auf Priorisierungsmodelle in Schweden, England und Oregon/USA. Ausführlicher werden mögliche Gegenstände, Ebenen, Kriterien, ethische Prinzipien und normative Implikationen von Priorisierung dargestellt.
Titel in ÜbersetzungPriorization in healthcare: An important duty, an unnecessary luxury, or playing with fire? A sociomedical point of view
OriginalspracheDeutsch
ZeitschriftBundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
Jahrgang53
Ausgabenummer9
Seiten (von - bis)874-881
Seitenumfang8
ISSN1436-9990
DOIs
PublikationsstatusVeröffentlicht - 09.2010

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