Prävalenz gestörten Essverhaltens bei Typ 1 Diabetes im Kindes- und Jugendalter: Erfassungsmöglichkeiten und Vergleich mit gesunden Gleichaltrigen - Ergebnisse einer multizentrischen Fragebogenstudie

Linnea Kristiina Hevelke*, Carmen Albrecht, Petra Busse-Widmann, Julia Kranz, Karin Lange, Jessica T. Markowitz, Louise F. Marshall, Stefanie Meurs, Ilka H. De Soye, Heike Saßmann

*Korrespondierende/r Autor/-in für diese Arbeit
5 Zitate (Scopus)

Abstract

Einleitung: Die Angaben zur Prävalenz gestörten Essverhaltens bei Typ 1 Diabetes in der Literatur sind heterogen. Diese Studie untersucht essgestörtes Verhalten bei Kindern und Jugendlichen mit Typ 1 Diabetes in einer repräsentativen bundesweiten Stichprobe und stellt die Prävalenzdaten entsprechenden Angaben eines nationalen Surveys gegenüber. Weiterhin werden Möglichkeiten und Grenzen der Erfassung gestörten Essverhaltens bei Typ 1 Diabetes durch ein generisches mit denen eines diabetesspezifischen Screeninginstruments verglichen. Material und Methoden: In einer multizentrischen Fragebogenstudie beantworteten 246 Kinder und Jugendliche (Alter: 11–19 Jahre) mit Typ 1 Diabetes aus 6 pädiatrischen Diabeteszentren den generischen SCOFF Fragebogen und den diabetesspezifischen Diabetes Eating Problem Survey-Revised (DEPS-R) zu ihrem Essverhalten. Die Daten wurden denen einer repräsentativen bundesweiten Erhebung (KiGGS-Studie) zur Prävalenz gestörten Essverhaltens gegenübergestellt. Ergebnisse: Insgesamt wiesen 16,3% der Studienteilnehmer (24,2% der Mädchen und 8,9% der Jungen) mit Typ 1 Diabetes Werte über dem SCOFF Cut-off (≥ 2) auf. In der bundesweiten KiGGS-Kohorte betraf dies im SCOFF 28,9% der Mädchen und 15,2% der Jungen. Damit war die Prävalenz gestörten Essverhaltens in der Diabetesgruppe hier niedriger (p=0,017 und p<0,001). Im diabetesspezifischen DEPS-R gaben 11,2% der Jungen und 13,2% der Mädchen mit Typ 1 Diabetes an, Insulinpurging zu praktizieren. Der Zusammenhang zwischen den Scores im SCOFF und den Items zum Insulinpurging im DEPS-R war bei den Mädchen enger als bei den Jungen (r=0,437 vs. r=0,144). In der Gruppe der Diabetespatienten war die Assoziation zwischen der Qualität der Stoffwechseleinstellung (HbA1c) und dem DEPS-R deutlich stärker ausgeprägt als zum SCOFF (Jungen: r=0,357 vs. r=0,217 und Mädchen: r=0,368 vs. r=0,131). Diskussion: In dieser Stichprobe waren Kinder und Jugendliche mit Typ 1 Diabetes nicht häufiger von gestörtem Essverhalten betroffen als stoffwechselgesunde Gleichaltrige. Vor allem Jungen mit Typ 1 Diabetes, die ein Insulinpurging praktizieren, wurden durch ein generisches Screeninginstrument nicht hinreichend erkannt. Schlussfolgerung: Um gestörtes Essverhalten bei Jugendlichen mit Typ 1 Diabetes zuverlässig zu identifizieren, sollte im Rahmen der Langzeitbetreuung ein diabetesspezifisches Screeninginstrument eingesetzt werden.
Titel in ÜbersetzungPrevalence of Disturbed Eating Behavior in Children and Adolescents with Type 1 Diabetes: Assessment and Comparison to Healthy Peers - Results of a Multicenter Questionnaire-based Study
OriginalspracheDeutsch
ZeitschriftPPmP Psychotherapie Psychosomatik Medizinische Psychologie
Jahrgang66
Ausgabenummer3-4
Seiten (von - bis)128-135
Seitenumfang8
ISSN0937-2032
DOIs
PublikationsstatusVeröffentlicht - 01.03.2016

Strategische Forschungsbereiche und Zentren

  • Forschungsschwerpunkt: Gehirn, Hormone, Verhalten - Center for Brain, Behavior and Metabolism (CBBM)

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