Abstract
Einführung: Derzeit kann nicht prospektiv belegt werden, dass die Einhaltung operativer Qualitätsparameter im Rahmen der Qualitätssicherung des Mammakarzinoms mit einer Verbesserung des krankheitsfreien Überlebens und Gesamtüberlebens verbunden ist. Aufgrund eines fehlenden nationalen klinischen Krebsregisters können Daten zum krankheitsfreien Überleben bzw. Gesamtüberleben vielfach nur durch retrospektive Erhebungen erfasst werden. Allerdings muss aufgrund von Selektions- und Observationsfehlern angenommen werden, dass die entsprechenden Daten eine hohe Fehlerrate aufweisen, deren Ausmaß schwierig abzuschätzen ist. Material und Methode: Von n = 710 Mammakarzinompatientinnen, die im Zeitraum von 1997–1999 an der Universitätsfrauenklinik Frankfurt behandelt wurden, wurden Überlebensdaten retrospektiv erfasst. Eine vollständige Datenerfassung konnte nur für 471 Patientinnen erzielt werden. Der Einfluss von Selektions- und Information-Bias auf die Datenqualität und das Überleben der Patientinnen sollte überprüft werden. Ergebnisse: Das Untersuchungskollektiv zeichnete sich im Vergleich zu großen Populationskollektiven durch einen höheren Anteil an Risikopatientinnen aus (nodal positiv, höhere Tumorgröße). Überraschenderweise war die mediane Beobachtungszeit in der Gruppe der verstorbenen Patientinnen 1,7-fach größer als bei den zensierten Fällen, während sich in Vergleichsuntersuchungen ein umgekehrter Zusammenhang zeigt. Dies lässt auf einen „Information-Bias“ schließen, bei dem v. a. bei krankheitsfreien Patientinnen ein „loss of follow-up“ auftrat. Die Einflussgröße dieses Bias wurde daher durch eine Simulation abgeschätzt. Als Ergebnis wurde im Vergleich zur retrospektiven Studie ein möglicher Unterschied bez. des 5-Jahres-Überlebens von 13,9 % (73,5 ± 3,1 % vs. 87,4 ± 1,5 %) erhalten. Zusammenfassung: Die retrospektive Überlebensanalyse von Patientinnen unterliegt zahlreichen Confoundern, die unabhängig von den klassischen klinischen Parametern, eine Vergleichbarkeit mit anderen, großen Kollektiven erschwert und somit unter Umständen schlechtere Therapiequalität widerspiegelt, die jedoch nicht zwangsläufig real anzutreffen ist.
Titel in Übersetzung | Methodical bias of retrospective follow-up investigations and impact on the collection of quality assurance data |
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Originalsprache | Deutsch |
Zeitschrift | Geburtshilfe und Frauenheilkunde |
Jahrgang | 70 |
Ausgabenummer | 1 |
Seiten (von - bis) | 41-46 |
Seitenumfang | 6 |
ISSN | 0016-5751 |
DOIs | |
Publikationsstatus | Veröffentlicht - 2010 |