Abstract
Ziel Abhängigkeit und Missbrauch von verschreibungspflichtigen Medikamenten sind prävalente Störungen, die durch das Suchthilfesystem kaum erreicht werden. Verfahren zur frühen Erkennung von Betroffenen in medizinischen Settings könnte zu einer Verbesserung der Versorgung beitragen, wobei entsprechende Screeningverfahren unzureichend validiert sind.
Methodik In einer pro-aktiven, unausgelesenen Stichprobe von 6042 konsekutiven Patienten zweier Allgemeinkrankenhäuser in Lübeck wurde ein Screening mittels des Kurzfragebogens zu Medikamentenabhängigkeit und Missbrauch KMM und der Severity of Dependence Scale durchgeführt. Bei Screening-auffälligen Patienten (n=226, Ausschöpfung 55,3%) sowie einer randomisierten Teilstichprobe von 334 Screening-negativen Patienten wurde eine standardisierte klinische Diagnostik medikamentenbezogener Störungen durchgeführt. Für beide Verfahren wurden optimale Cut-off-Werte und die klinische Validität mittels ROC-Kurven bestimmt.
Ergebnisse Von 226 Screening-auffälligen Patienten mit Einnahme abhängigkeitserzeugender Medikamente nach der Anatomical Therapeutical Classification wurde bei 98 Personen eine medikamentenbezogene Störung diagnostiziert. In der Teilstichprobe der Screening-negativen Patienten wurden bei 2 Patienten entsprechende Störungen festgestellt. Bei beiden eingesetzten Screeningverfahren zeigte sich eine gute Sensitivität und Spezifität. Reine Fragebogendaten ohne Prüfung der eingenommenen Medikamente führten jedoch zu hohen Raten falsch-positiver Befunde.
Schlussfolgerung Medikamentenbezogene Störungen können ökonomisch und valide durch Fragebogenverfahren identifiziert werden, wenn in einem zweiten Schritt die genaue Medikation erfasst und eine klinische Diagnostik durchgeführt wird. Die Aussagekraft von Screeningverfahren zu medikamentenbezogenen Störungen ohne fallbezogene klinische Validierung ist eingeschränkt.
Methodik In einer pro-aktiven, unausgelesenen Stichprobe von 6042 konsekutiven Patienten zweier Allgemeinkrankenhäuser in Lübeck wurde ein Screening mittels des Kurzfragebogens zu Medikamentenabhängigkeit und Missbrauch KMM und der Severity of Dependence Scale durchgeführt. Bei Screening-auffälligen Patienten (n=226, Ausschöpfung 55,3%) sowie einer randomisierten Teilstichprobe von 334 Screening-negativen Patienten wurde eine standardisierte klinische Diagnostik medikamentenbezogener Störungen durchgeführt. Für beide Verfahren wurden optimale Cut-off-Werte und die klinische Validität mittels ROC-Kurven bestimmt.
Ergebnisse Von 226 Screening-auffälligen Patienten mit Einnahme abhängigkeitserzeugender Medikamente nach der Anatomical Therapeutical Classification wurde bei 98 Personen eine medikamentenbezogene Störung diagnostiziert. In der Teilstichprobe der Screening-negativen Patienten wurden bei 2 Patienten entsprechende Störungen festgestellt. Bei beiden eingesetzten Screeningverfahren zeigte sich eine gute Sensitivität und Spezifität. Reine Fragebogendaten ohne Prüfung der eingenommenen Medikamente führten jedoch zu hohen Raten falsch-positiver Befunde.
Schlussfolgerung Medikamentenbezogene Störungen können ökonomisch und valide durch Fragebogenverfahren identifiziert werden, wenn in einem zweiten Schritt die genaue Medikation erfasst und eine klinische Diagnostik durchgeführt wird. Die Aussagekraft von Screeningverfahren zu medikamentenbezogenen Störungen ohne fallbezogene klinische Validierung ist eingeschränkt.
Titel in Übersetzung | Efficacy of Screening Measures for Dependence on Prescription Drugs: Comparison of the Severity of Dependence Scale (SDS) and the Brief Questionnaire for Drug Misuse |
---|---|
Originalsprache | Deutsch |
Zeitschrift | Suchttherapie |
Jahrgang | 21 |
Ausgabenummer | 2 |
Seiten (von - bis) | 76-84 |
Seitenumfang | 9 |
ISSN | 1439-9903 |
DOIs | |
Publikationsstatus | Veröffentlicht - 01.05.2020 |
Strategische Forschungsbereiche und Zentren
- Forschungsschwerpunkt: Gehirn, Hormone, Verhalten - Center for Brain, Behavior and Metabolism (CBBM)