Diagnostik und Therapie bei neuroendokrinen Neoplasien mit unklarem Primarius - ein Plädoyer für die offene Exploration

N. Begum*, C. Hubold, I. Buchmann, C. Thorns, R. Bouchard, A. Lubienski, E. Schlöricke, M. Zimmermann, H. Lehnert, H. P. Bruch, C. G. Bürk

*Korrespondierende/r Autor/-in für diese Arbeit

Abstract

Hintergrund: Neuroendokrine Neoplasien (NEN) sind seltene und heterogene Tumoren. Die mit unklarem Primarius (N-CUP) stellen eine Untergruppe mit schlechter Prognose dar. Die Resektion des Primarius ist die Voraussetzung für einen kurativen Ansatz, sodass sich die Frage nach dem sinnvollsten diagnostischen und therapeutischen Vorgehen bei N-CUP stellt. Patienten/Methoden: Die Datenbankauswertung von 03/1990 bis 03/2011 ergab 35 N-CUP aus 261 Fällen mit NEN. Es wurde unterteilt in Patienten, bei denen nach operativer Exploration ein Primarius gesichert wurde (Kollektiv 1 = K1, n = 10), durch operative Exploration kein Primarius gesichert wurde (K2, n = 10) und in Patienten, die nicht operativ exploriert wurden (K3, n = 13). Ergebnisse: Die N-CUP-Rate beträgt bei Erstvorstellung 13,4 % (35/261), nach erneuter Diagnostik im Zentrum 12,7 % (33/261) und nach operativer Exploration 8,8 % (23/261). Das Geschlechterverhältnis ist ausgeglichen, das mittlere Alter ist mit 63,8 Jahren (J) in der CUP-Gruppe signifikant höher als in der Gesamtgruppe (55,9 J, p = 0,004). Das 5-Jahres-Überleben (JÜL) ist 58 % (Gesamtgruppe: 72 %, n. s.). Operativ exploriert wurden 60,6 % (20/33), von denen 30 % (6/20) inoperabel waren. Bei 20 % (4/20) erfolgte die R0-Resektion von solitären Metastasen ohne Primariusdarstellung und bei 50 % (10/20) konnte der Primarius intraoperativ lokalisiert werden (8 × Dünndarm, 2 × Pankreas). Hier erfolgte in 70 % (7/10) eine R0-Resektion und in 30 % eine Primariusresektion mit Debulking von Lebermetastasen. In der nicht operierten Gruppe (39,4 %, 13/33) erhielten 69,2 % (9/13) eine Chemotherapie. Das mittlere Alter ist signifikant niedriger in K1 mit 54,9 J, im Vergleich zu K3 mit 68,3 J (p = 0,028), eine männliche Dominanz ist in K3 mit 3,3 : 1 (m : w, n. s.) zu sehen. Der mittlere Ki-67-Index beträgt 4,3, 23,8 und 53 % in K1, K2 und K3 und ist hochsignifikant zwischen (zw.) K1 und K3 (p < 0,0001) und signifikant zw. K2 und K3 (p = 0,035) unterschiedlich. Verstorben sind 20, 30 und 76,9 % in K1, K2 und K3. Schlussfolgerung: Primärtumoren des Dünndarms und seltener des Pankreas verbergen sich häufig hinter dem CUP-Syndrom bei gut differenzierten NEN. Eine R0-Resektion, auch von solitären Metastasen ohne Primariusnachweis, führt zu einem guten klinischen Ergebnis. Die offene Exploration wird nach Ausschöpfen diagnostischer Möglichkeiten einschließlich der Immunhistochemie (CDX-2, TTF-1) empfohlen, um eine Primariuslokalisation und damit Heilung bei N-CUP zu ermöglichen.
Titel in ÜbersetzungDiagnostics and therapy for neuroendocrine neoplasia of an unknown primary - A plea for open exploration
OriginalspracheDeutsch
ZeitschriftTumor Diagnostik und Therapie
Jahrgang35
Ausgabenummer7
Seiten (von - bis)408-415
Seitenumfang8
ISSN0722-219X
DOIs
PublikationsstatusVeröffentlicht - 01.10.2014

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