Abstract
Hintergrund:
Ausgehend von klinischen Beobachtungen eines möglichen Zusammenhangs zwischen Rückenschmerzen (RS) und Fibromyalgie (FMA) wird der Frage nachgegangen, ob sich hinter RS in einer städtischen Bevölkerung gehäuft FMA-Fälle verbergen und ob der Schweregrad dieser RS mit den FMA-Klassifikationskriterien „chronische ausgebreitete Schmerzen“ und „druckschmerzhafte Körperpunkte (Tender Points)“ assoziiert ist.
Methodik:
Es wurden Daten eines regionalen zweistufigen, bevölkerungsbezogenen Surveys analysiert (deutsche Einwohner Lübecks, 25–74 Jahre, N = 3969). Er kombinierte ein postalisches Screening mit einer ärztlichen und psychologischen Untersuchung. Der Fragebogenrücklauf betrug 82%. Alle Probanden mit RS am Befragungstag wurden eingeladen, 875 Probanden beteiligten sich (73%). Der Schweregrad ihrer RS wurde nach Kohlmann und Raspe (1994) graduiert. Die FMA-Untersuchung und -Klassifikation folgte den Vorgaben des American College of Rheumatology (Wolfe et al. 1990). Subjektiver Gesundheitszustand, körperliche Beschwerden, Depressivität und Katastrophisieren wurden mit standardisierten Skalen erfasst.
Ergebnisse:
Die Punktprävalenz für RS lag bei 39%. Unter den untersuchten Probanden fanden sich 27, 25 und 19% mit RS der Grade 1–3; 29% waren am Untersuchungstag RS-frei. Insgesamt konnten nur wenige Personen als FMA-Fälle klassifiziert werden (unter 1%). Der Anteil von Fällen mit chronischen ausgebreiteten Schmerzen erreichte unter Personen mit RS im postalischen FB und am Untersuchungstag 12,6%. Die Anzahl druckschmerzhafter Körperstellen erhöht sich klinisch und statistisch signifikant mit zunehmender Schwere der RS. Es zeigt sich eine Zunahme somatischer und psychischer Beeinträchtigungen in Abhängigkeit von der Anzahl positiver Tender Points.
Diskussion:
Unsere Daten sprechen nicht für eine erhöhte Häufigkeit von FMA unter Probanden mit aktuellen RS. Beobachtet wurde ein deutlich positiver Zusammenhang zwischen RS-Schweregrad und der Häufigkeit schmerzhafter Tender Points. Deren Zahl korrelierte mit der Qualität des subjektiven Gesundheitszustands, dem Ausmaß körperlicher Beschwerden, der Depressivität und des Katastrophisierens. Schwerere RS gehen also mit einer zunehmenden Allodynie bzw. Hyperalgesie einher. Beides korreliert mit körperlichem und seelischem Distress. Zusammmengenommen bestätigen diese Daten den Befund, dass RS in aller Regel mehr sind als Schmerzen im Rücken.
Ausgehend von klinischen Beobachtungen eines möglichen Zusammenhangs zwischen Rückenschmerzen (RS) und Fibromyalgie (FMA) wird der Frage nachgegangen, ob sich hinter RS in einer städtischen Bevölkerung gehäuft FMA-Fälle verbergen und ob der Schweregrad dieser RS mit den FMA-Klassifikationskriterien „chronische ausgebreitete Schmerzen“ und „druckschmerzhafte Körperpunkte (Tender Points)“ assoziiert ist.
Methodik:
Es wurden Daten eines regionalen zweistufigen, bevölkerungsbezogenen Surveys analysiert (deutsche Einwohner Lübecks, 25–74 Jahre, N = 3969). Er kombinierte ein postalisches Screening mit einer ärztlichen und psychologischen Untersuchung. Der Fragebogenrücklauf betrug 82%. Alle Probanden mit RS am Befragungstag wurden eingeladen, 875 Probanden beteiligten sich (73%). Der Schweregrad ihrer RS wurde nach Kohlmann und Raspe (1994) graduiert. Die FMA-Untersuchung und -Klassifikation folgte den Vorgaben des American College of Rheumatology (Wolfe et al. 1990). Subjektiver Gesundheitszustand, körperliche Beschwerden, Depressivität und Katastrophisieren wurden mit standardisierten Skalen erfasst.
Ergebnisse:
Die Punktprävalenz für RS lag bei 39%. Unter den untersuchten Probanden fanden sich 27, 25 und 19% mit RS der Grade 1–3; 29% waren am Untersuchungstag RS-frei. Insgesamt konnten nur wenige Personen als FMA-Fälle klassifiziert werden (unter 1%). Der Anteil von Fällen mit chronischen ausgebreiteten Schmerzen erreichte unter Personen mit RS im postalischen FB und am Untersuchungstag 12,6%. Die Anzahl druckschmerzhafter Körperstellen erhöht sich klinisch und statistisch signifikant mit zunehmender Schwere der RS. Es zeigt sich eine Zunahme somatischer und psychischer Beeinträchtigungen in Abhängigkeit von der Anzahl positiver Tender Points.
Diskussion:
Unsere Daten sprechen nicht für eine erhöhte Häufigkeit von FMA unter Probanden mit aktuellen RS. Beobachtet wurde ein deutlich positiver Zusammenhang zwischen RS-Schweregrad und der Häufigkeit schmerzhafter Tender Points. Deren Zahl korrelierte mit der Qualität des subjektiven Gesundheitszustands, dem Ausmaß körperlicher Beschwerden, der Depressivität und des Katastrophisierens. Schwerere RS gehen also mit einer zunehmenden Allodynie bzw. Hyperalgesie einher. Beides korreliert mit körperlichem und seelischem Distress. Zusammmengenommen bestätigen diese Daten den Befund, dass RS in aller Regel mehr sind als Schmerzen im Rücken.
Titel in Übersetzung | Chronic widespread pain and tender points in low back pain: A population-based study |
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Originalsprache | Deutsch |
Zeitschrift | Zeitschrift fur Rheumatologie |
Jahrgang | 63 |
Ausgabenummer | 1 |
Seiten (von - bis) | 76-83 |
Seitenumfang | 8 |
ISSN | 0340-1855 |
DOIs | |
Publikationsstatus | Veröffentlicht - 02.2004 |